Als die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Belgien überfällt, kapituliert das Land im Mai 1940. König Leopold III. wird von den Deutschen unter Hausarrest bestellt. Er ist gegen den Rat der politischen Führung in Belgien geblieben. Er will es seinem Vater gleichtun: König Albert hat im Ersten Weltkrieg gegen die Deutschen ausgeharrt und einen winzigen Teil Belgiens verteidigt.
Doch während Albert zum Nationalhelden geworden ist, schätzt Leopold seine Lage falsch ein. Im November 1940 fragt er Adolf Hitler bei einer Audienz auf dem Obersalzberg mehrmals, ob dieser die belgische Unabhängigkeit garantiere. Der "Führer" antwortet ihm jedoch nur ausweichend.
"Unfähig zur Selbstkritik"
Weder für zwangsverpflichtete belgische Soldaten in der Wehrmacht noch für belgische Zwangsarbeiter erreicht Leopold Zugeständnisse bei Hitler. Leopold III. sei kein weiser König gewesen, sagt Fachbuchautor Christoph Driessen. "Er war ein sehr eigensinniger, man könnte sagen verbohrter Mensch, unfähig zur Selbstkritik."
Leopold, der 1934 mit 32 Jahren Nachfolger seines Vaters wird, hält als König an seinen Leidenschaften fest. Auch am rücksichtlosen Autofahren: Während eines Urlaubs am Vierwaldstätter See in der Schweiz verursacht er einen Unfall, bei dem seine Frau, Prinzessin Astrid von Schweden, stirbt.
Blutige Krawalle
Leopolds Ansehen sinkt weiter, als 1941 bekannt wird, dass er neu geheiratet hat. An ihm scheiden sich die Geister: Flamen und Rechte sehen in ihm den tapferen Kriegsgefangenen, für Wallonen und Linke ist er ein Kollaborateur. Nach dem Krieg geht Leopold zunächst ins Exil in die Schweiz. In dieser Zeit vertritt ihn sein Bruder auf dem Thron.
Nach einer Volksabstimmung, bei der sich gut 57 Prozent der Belgier für eine Rückkehr des Königs aussprechen, übernimmt Leopold 1950 das Zepter wieder. Doch der Widerstand gegen ihn ist groß. Es kommt zu blutigen Krawallen. Die Polizei erschießt vier Demonstranten. Bürgerkriegsähnliche Zustände drohen.
Reisen und Filmen
Daraufhin zwingt die christdemokratische Regierung den König, sein Amt zugunsten seines Sohnes Baudouin abzugeben. Am 16. Juli 1951 dankt Leopold III. ab - mit großen Schlussworten: "Mit meinen letzten Worten als König der Belgier möcht ich wiederholen, dass die Zukunft des Vaterlandes von Ihrer nationalen Solidarität abhängt."
Leopold zieht sich ins Privatleben zurück und verbringt seine Zeit mit Forschungsreisen und der Herstellung von Naturfilmen. Er stirbt am 25. September 1983 in Sint-Lambrechts-Woluwe.
Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. Juli 2021 an König Leopold III. von Belgien. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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