Wie nehmen Tiere die Welt wahr? Diese Frage bewegt Karl von Frisch bereits früh. "Ich hab schon als kleiner Bub immer Tiere gesammelt und beobachtet." Erst seien es Frösche und Eidechsen gewesen, im Urlaub an der Adria dann Fische. "Immer hatte ich das Bedürfnis, diesen Tieren zuzusehen, was sie machen."
Geboren wird der Arztsohn am 20. November 1886 in Wien. Er studiert Zoologie in München und Wien. Zum Professor habilitiert er sich mit einer Schrift, die nachweist, dass Fische Farben sehen können. Das Argument: Es gibt Fische, die ihre Farbe wechseln können, um sich zu tarnen. Um sich dem jeweiligen Untergrund anpassen zu können, müssen die Fische ihn optisch auch wahrnehmen können.
Fische hören, Bienen sehen Farben
Von Frisch belegt auch, dass Fische hören können. Dafür pfeift er mit dem Mund, kurz bevor er seinen Zwergwels Xaferl im Aquarium füttert. Nach ein paar Tage reagiert Xaferl auf das Pfeifen, noch bevor es Futter gibt. Bahnbrechend sind auch von Frischs Untersuchungen über Bienen, die erstmals 1927 unter dem Titel "Aus dem Leben der Bienen" erscheinen.
"Es war damals die Meinung verbreitet, dass Insekten und alle wirbellosen Tiere total farbenblind wären", sagt von Frisch später. Für ihn ist klar, dass bunte Blumen Bienen anlocken und deshalb Farben erkennen. Um das zu belegen, stellt der Forscher eine mit Zuckerwasser gefüllte Schale auf blaues Papier. Als er das Futter weglässt, landen die Bienen trotzdem an der leeren Schale.
Entdeckung der Tanzsprache
Von Frisch findet heraus, dass Bienen nicht nur Farben erkennen, sondern auch Formen und Düfte. Ebenso ist ihr Orientierungssinn stark ausgeprägt: Kommen Bienen erfolgreich von einem Suchflug zurück, teilt sie ihren Kolleginnen mit, wo sie fündig geworden ist. Das geschieht durch Tänze im Bienenstock. Damit werden Informationen zu Richtung und Entfernung der Futterquelle weiter gegeben.
Auf diese Weise finden die anderen Bienen auch eine bierdeckelgroße Zielfläche in zehn Kilometer Entfernung. Um ihnen Navigation zu erleichtern, haben die Kundschafterinnen zuvor das Zielgebiet mit einem Duftstoff markiert.
1973 wird der Wissenschaftler für seine Arbeit rund um den Tanz der Bienen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet - gemeinsam mit den beiden Verhaltensforschern Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen. Karl von Frisch bleibt bis zu seinem Lebensende mit vielen Forschern im Austausch. Er stirbt am 12. Juni 1982 mit 95 Jahren in München.
Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. November 2021 an Karl von Frisch. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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