8. Februar 1957 - Todestag des Mathematikers John von Neumann
Stand: 31.01.2022, 12:07 Uhr
John von Neumann ist eine der einflussreichsten, aber auch umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Ob als Mathematiker, Computerpionier oder Mitentwickler der Atombombe - der Ungar hinterlässt überall seine Spuren. Am 8. Februar 1957 stirbt er an Krebs.
Ein Abschluss in Chemieingenieurwesen, schon in jungen Jahren ein genialer Mathematiker. Auf Augenhöhe mit den großen Physikern seiner Ära und ein bekannter Computerpionier - John von Neumann ist ein wahrer Universalist. Doch der gebürtige Ungar gilt zeit seines Lebens auch als Lebemann sowie als gefühlloser Wissenschaftler, der im Kalten Krieg auf maximale Abschreckung setzt und Kernwaffen befürwortet.
"Wenn Sie sagen: 'Warum bombardieren wir die Russen nicht morgen?', dann frag' ich: 'Warum nicht heute?'. Sagen Sie: 'Um fünf', frage ich: 'Warum nicht um eins?'", zitiert eine Zeitschrift von Neumann. Für seine US-Wahlheimat hilft er bei der Konstruktion von Atombomben und berechnet die optimale Detonationshöhe von Wasserstoffbomben. Seine Ansichten erklärt ein Biograf mit der Sehnsucht nach Unverwundbarkeit und Unsterblichkeit durch Wissenschaft und Technik.
Jüdisches Wunderkind
Als ältester Sohn eines jüdischen Bankdirektors kommt Janos von Neumann 1903 in Budapest zur Welt. Mit seinem phänomenalen Gedächtnis und seinen unglaublichen Rechenkünsten ist er der Mittelpunkt der Familie. Mit der Geschwindigkeit eines Computers verarbeitet er Fakten, lernt fünf Sprachen, verschlingt Geschichtsbücher ebenso wie Lehrbücher der Mathematik und Physik.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzt sich die Familie ins Ausland ab, um der kommunistischen Revolution und der mordgierigen Gegenrevolution zu entgehen. Später studiert von Neumann in Berlin und Zürich Chemie, parallel dazu Mathe in Berlin, Zürich und Budapest.
Nicht erst mit seiner Doktorarbeit sorgt er für Aufsehen. Auch davor und danach setzen seine Veröffentlichungen Maßstäbe in der Welt der Wissenschaft - vor allem sein Aufsatz "Zur Theorie der Gesellschaftsspiele". Darin erklärt er, wie man optimale Strategien für Spiele, aber auch für die Wirtschaft und den Krieg berechnet. So wird er zum Pionier der sogenannten "Spieltheorie".
Partylöwe und Visionär
Er durchschaut das Treiben der Nazis schon früh und sorgt vor: Seit 1930 pendelt er zwischen Berlin und Princeton, wo von Neumann drei Jahre später eine feste Professur für Mathematik und kurz darauf die US-Staatsbürgerschaft erhält. Johnny, wie er dort genannt wird, macht sich bei seinen Kollegen schnell beliebt - nicht nur wegen seiner legendären Hauspartys, sondern auch, weil er seine Ideen gerne weitergibt und Mitarbeitern hilft.
Zielstrebig entwickelt er Zukunftsvisionen, wie Computer die Welt verändern. Die Großrechner nach der von-Neumann-Architektur erstellen das erste Mal 24-Stunden-Wetterprognosen, die er unter anderem für Bombentests nutzt. Oft ist er bei den Tests, deren Risiken er beharrlich leugnet, selbst dabei. Vermutlich durch eingeatmetes Plutonium erkrankt von Neumann an Knochenkrebs. Er stirbt am 8. Februar 1957.
Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse
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