Am Anfang steht ein Rauswurf: Der britische Geiger und Flötist John Banister ist Leiter der Hof-Kapelle von König Charles II. und des Auswahl-Ensembles "Select Band". Doch dann fällt er in Ungnade und wird entlassen. Banister verliert mit seiner Anstellung seine Lebensgrundlage. Er braucht dringend Geld - und hat eine Idee.
Musikalische Darbietungen gibt es damals bisher nur am Hof für den Adel, in der Kirche oder im privaten Rahmen. Banister will darum den Kreis der Zuhörer erweitern und Musik gegen Geld anbieten. Die "London Gazette" kündigt für den 30. Dezember 1672 des julianischen Kalenders an, dass im Londoner Stadtteil Whitefriars "Musik von hervorragenden Meistern ihres Fachs zu Gehör gebracht wird".
Erstes kommerzielles Konzert der Musikgeschichte
"Für einen Schilling durfte man sich jede Musik wünschen, die einem einfiel", berichtet der Rechtsanwalt und Schriftsteller Roger North nach dem Besuch der neuartigen Veranstaltung. Dass Menschen aller Schichten gegen Eintritt Musik hören können, ist revolutionär.
Was genau beim ersten kommerziellen Konzert der Musikgeschichte gespielt worden ist, ist nicht bekannt. Vermutlich sind auch Stücke von Banister darunter. Er komponiert zum Beispiel Stücke für Violinen, Lauten und Blockflöten. Auch Theater-Musiken sind dabei. Sicher ist: Banisters erste Musik-Veranstaltung ist ein voller Erfolg. Er führt sie wöchentlich weiter und wird zum ersten Konzert-Unternehmer.
Vorläufer der Konzertgesellschaften
Sieben Jahre lang engagiert Banister reisende Solisten, mietet Säle, macht Werbung und bietet Musik als Dienstleistung an. Sein Geschäftsmodell verbreitet sich ab 1700 in ganz England. Es werden Konzertgesellschaften wie die "Academy of Ancient Music" oder die "Hannover Square Rooms" in London gegründet.
Auch auf den Kontinent entwickelt sich eine bürgerliche Kultur mit Theater- und Konzertgesellschaften wie etwa das "Große Concert" in Leipzig. Viele der heute bekannten Konzerthäuser werden erst im 19. Jahrhundert gebaut. Dazu gehören das Leipziger Gewandhaus, der Musikverein in Wien und das Concertgebouw in Amsterdam.
In Westminster Abbey
John Banister stirbt am 3. Oktober 1679 im Alter von ungefähr 54 Jahren in London. Sein Geburtsjahr ist nicht exakt überliefert. Begraben wird Banister in der Nähe von Georg Friedrich Händel, Henry Purcell und Queen Elisabeth I. in Westminster Abbey.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. Dezember 2022 an John Banister. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 31.12.2022: Vor 100 Jahren: Das Jahr 1922 - so war es vor einhundert Jahren