"Neun Monate Winter, drei Monate Höllenglut" – so beschreibt man früher in Spanien die karge Provinz Extremadura. Viele der berühmten Eroberer der "Neuen Welt" wie Hernán Cortés und Francisco Pizarro stammen aus dieser umkämpften Grenzregion zum maurischen Granada.
Auch Hernando de Soto kommt dort zwischen 1496 und 1500 zur Welt. Ohne jeden Besitz reist er um 1514 über den Atlantik, um in Spaniens neuen Kolonien sein Glück zu machen. Bei der Unterwerfung von Panama, Nicaragua und Honduras erweist sich de Soto als tollkühner Reiter und gewiefter Anführer, der mit äußerster Brutalität gegen die einheimische Bevölkerung vorgeht.
Getrieben von der Gier nach Gold
Durch den Handel mit Sklaven reich geworden, nimmt de Soto als Vize-General des Konquistadors Pizarro an der Eroberung des Inka-Reichs in Peru teil. Mit einer Beute von 100.000 Goldpesos kehrt er 1536 als gefeierter Held heim nach Spanien, heiratet eine Frau aus kastilischem Hochadel und baut sich einen Palast.
Doch Hernando de Soto träumt von weit größerer Macht und unermesslichen Schätzen, wie sie Pizarro in Peru und Cortés bei den Azteken erbeutet haben. So investiert er seinen gesamten Besitz, um im Auftrag Kaiser Karls V. "La Florida" zu erforschen – all jene noch unbekannten Gebiete nördlich des Rio Grande.
Blutige Schneise der Zerstörung
Mit dem größten Expeditionsheer des 16. Jahrhunderts landet Hernando de Soto im Mai 1539 in Tampa Bay an der Westküste Floridas. Vier Jahre hat er laut Vertrag mit Spaniens Krone Zeit, die unbekannten Regionen "zu erobern, zu bevölkern und zu befrieden.“ Ein Siebtel allen Goldes, das er zu finden hofft, darf er behalten.
Vor der Ankunft der Europäer leben fünf bis zehn Millionen indigene Menschen nördlich des Rio Grande. 90 Prozent kommen nach dem Kontakt mit den Invasoren und Einwanderern aus Europa ums Leben. Sie werden massakriert oder sterben an eingeschleppten Seuchen.
Auch Hernando de Soto hinterlässt bei seinem Marsch nach Norden eine blutige, von ihren Bewohnern entleerte Schneise. Die im Tross mitgeführten Schweine lösen tödliche Epidemien aus, die sich schneller ausbreiten als die Soldaten vorankommen. Doch auch de Soto muss hohe Verluste verkraftem. Viele Soldaten sterben in Kämpfen mit den Indianern, durch Hunger oder an Krankheiten. Goldschätze aber findet der Konquistador nirgendwo.
Tod im Mississippi-Delta
Am 8. Mai 1541 erreicht Hernando de Soto als erster Europäer im heutigen Tennessee den Mississippi. Bei den Indianern heißt der gewaltige Strom Misiziibi, "Vater allen Wassers"; de Soto gibt ihm den Namen "Rio de Espiritu Santo" – Fluss des Heiligen Geistes. Fast die Hälfte der ursprünglich 800 Soldaten, Handwerker, Ärzte und Priester seines Trosses ist bereits tot.
Mit letzter Kraft setzt die ausgemergelte Truppe über den zweieinhalb Kilometer breiten Strom; mordend und raubend schlägt sie sich durch zum Mississippi-Delta. In den malariaverseuchten Sümpfen stirbt Hernando de Soto am 21. Mai 1542 an Fieber. Nur 311 Teilnehmern seiner Expedition ins Unbekannte gelingt die Rückkehr nach Mexiko.
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Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Friedrich
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Mai 2021 an Hernando de Soto. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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