Eigentlich will der Adelige Francisco de Xavier eine einträgliche Karriere in der katholischen Kirche machen. Doch die Zeitumstände durchkreuzen seine Pläne. Geboren wird er 1506 im Nordosten Spaniens auf der Burg Xavier, nach der er sich später als Mönch benennt. Während Francisoco aufwächst, schlägt Martin Luther 1517 seine Thesen an die Kirchentür in Wittenberg. Damit wird die geistliche Alleinherrschaft der katholischen Kirche infrage gestellt.
Als Gegenbewegung werden im 16. Jahrhundert neue Orden gegründet. Francisco lernt beim Studium in Paris einen gläubigen jungen Mann kennen: Ignatius von Loyola. Dessen Frömmigkeit inspiriert ihn. Gemeinsam gründen sie 1534 die "Gesellschaft Jesu", die als Jesuitenorden bekannt wird. Sie wollen die katholische Bastion festigen und als treue Papst-Anhänger Missionsarbeit leisten.
Missionsstationen im indischen Goa
Das Ziel christlicher Missionierung ist eng mit weltlichen Interessen verbunden: Portugal hat bereits Anfang des 16. Jahrhunderts den südlichen Teil Indiens besetzt. König Joao III. will seinen Landsleuten religiösen Beistand zukommen lassen. Deshalb sendet er den Ordensbruder Franz Xaver - auch Franz Xavier genannt - von Lissabon mit dem Schiff nach Goa. Der Mönch landet im Mai 1542 in der portugiesischen Kolonie und wirkt als Seelsorger und Krankenpfleger.
Franz Xaver kümmert sich aber nicht nur um Menschen, die schon Christen sind. Er gründet Missionsstationen, lässt sich durchaus auf fremde Kulturen ein und versucht eine Sprache für die Vermittlung des Christentums zu finden, die auch Andersgläubige verstehen können. Er wacht aber auch darüber, dass die Bekehrten ihre hinduistischen Riten hinter sich lassen. Sein Eifer macht auch vor ortsansässigen Muslimen und Juden nicht halt. In einem Brief an König Joao III. verlangt er, "dass Eure Hoheit eine heilige Inquisition einrichte, denn es gibt viele, die nach dem mosaischen Gesetz und der maurischen Sekte leben, ohne jede Furcht Gottes".
Aufenthalte in Japan und China
Im August 1549 landet Franz Xaver in Japan, wo er zwei Jahre lang bleibt. Dort setzt er sich mit dem Buddhismus auseinander. Er konfrontiert die japanischen Geistlichen mit seiner Überzeugung, dass Gott die Welt geschaffen habe, und diskutiert mit ihnen die Frage nach der Allmacht Gottes. Dann reist Franz Xaver weiter in Richtung China und landet auf der Insel Shangchuan Dao.
Weiter zum Festland kommt Franz Xaver allerdings nicht: Er stirbt am 3. Dezember 1552 mit 46 Jahren auf der chinesischen Insel. Acht Jahre nach seinem Tod kommt die Inquisiation nach Goa, wo die Richter bis 1812 - mit einer Unterbrechung - immer wieder Urteile fällen. Vor allem an Christen, die zum Hinduismus zurückgekehrt sind.
1622 heiliggesprochen
Die Goa-Inquisition ist Teil der Geschichte des Christentums in Indien. Das Ausmaß der Herrschaft dieser Gerichte ist allerdings noch nicht umfassend erforscht. Insofern ist es unter Historikern auch umstritten, inwieweit der erste jesuitischer Missionar Indiens, Franz Xaver, Urheber dieser Entwicklung ist.
Sicher ist jedoch, dass sein Wirken von der katholischen Kirche geschätzt wird: Franz Xaver wird im März 1622 von Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Er gilt heute als Heiliger der Missionare und Seereisenden.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Dezember 2022 an den Heiligen Franz Xaver. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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