"Gibt es eine verborgene Wirklichkeit als Teil unseres Universums, die nicht mechanistisch-materialistisch verstanden werden kann?", fragt Bender. In seinem Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene will er erforschen, was es mit Spukerscheinungen, Wahrträumereien, Vorwegnahme von Ereignissen oder telepathischen Fähigkeiten auf sich hat.
Geister oder Traumata?
Geboren wird Bender 1907 in Freiburg im Breisgau. Ab 1925 studiert er zunächst Rechtswissenschaft, später Psychologie, Philosophie, Romanistik und Medizin. 1937 tritt er der NSDAP bei. Vom Kriegsdienst wird er wegen seines Gesundheitszustands befreit und kann deshalb 1940 eine Vertretungsprofessur in Bonn übernehmen. Während dieser Zeit beschäftigt er sich intensiv mit Grenzphänomenen der Psychologie, aber auch mit Astrologie und Wünschelrutengehen.
Wie immer in Zeiten der Krise, der Trauer und der Traumatisierung, so häufen sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg Berichte über seltsame Phänomene. 1951 gründet Bender in Freiburg das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), um zu erforschen, ob hinter den Geschichten Geister oder natürliche Erklärungen stecken. 1957 wird die von ihm ins Leben gerufene "Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie" ein Organ.
Der "Spukprofessor"
Tatsächlich möchte Bender sein Metier von Scharlatanerie befreien. Als Schüler des Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung vertritt er die These, dass parapsychologische Phänomene existieren, aber nicht auf Geister, sondern eher auf unbewusste Produktionen der Psyche zurückzuführen sind. Telepathie etwa hat in einer sehr engen emotionalen Bindung räumlich getrennter Menschen ihre Ursache – auch wenn derartige emotionale Bindungen rational sehr schwer fassbar sind: laut Bender "der Schatten, der über unserer Wissenschaft hängt".
Im Laufe seiner Karriere beschäftigt sich Bender verstärkt mit Geistererscheinungen, was ihm den Ruf des "Spukprofessors" einbringt. Dazu gehört der "Fall Rosenheim", bei dem in einer Rechtanwaltskanzlei in Bayern 1967 im Beisein einer Angestellten immer wieder Glühbirnen platzen, Möbel verrücken und Telefone selbstständig die Zeitansage zu wählen scheinen. Der Fall beschäftigt die Boulevardpresse. Bender wird mit seiner umstrittenen Erklärung, das Gefühl der Angestellten, extrem unglücklich zu sein, habe das Unerklärliche ausgelöst, berühmt.
Hans Bender stirbt am 7. Mai 1991 in seiner Geburtsstadt Freiburg im Breisgau. Sein Institut gibt es immer noch. Inzwischen hat es 20 Mitarbeiter.
-
- 13. März 1990 - Tod des umstrittenen Kinderpsychologen Bruno Bettelheim | mehr
- 4. März 1982 - Polizei enttarnt Geisterstimme "Chopper" | mehr
- 9. September 1923 - Psychologe Max Lüscher geboren | mehr
-
Autor des Hörfunkbeitrags: Ralph Erdenberger
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. Mai 2021 an Hans Bender. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 08.05.2021:Vor 480 Jahren: Hernando de Soto entdeckt den Mississippi