Sein Vater hatte für ihn den Beruf des Zeichenlehrers vorgesehen. Doch der am 7. März 1872 geborene Pieter Cornelis Mondriaan fühlt sich nicht zum Unterrichten berufen. Stattdessen besucht er lieber selbst die Amsterdamer Kunstschule. Unter seinen Mitschülern gilt Mondrian als verschlossener Einzelgänger, der mit Fleiß und eiserner Disziplin seine Werke angeht.
In seinen Anfangsjahren malt Piet Mondrian – wie er sich später selbst nennt – unter dem Einfluss der Haager Schule naturalistische Bilder mit Motiven seiner niederländischen Heimat: Kinder, Windmühlen und Feldern. Schon früh betont Mondrian Horizontale und Vertikale so, dass Landschaften und Menschen abstrakter erscheinen.
Beeinflusst vom Kubismus
"Es interessiert ihn eigentlich nicht, was dargestellt ist, sondern wie es dargestellt ist", sagt die Kuratorin Susanne Meyer-Büser, die derzeit eine Mondrian-Ausstellung für die Kunstsammlung NRW im Düsseldorfer Museum "K20" kuratiert. Das zeigt sich ab 1908 auch in den Farben, als sich Mondrian von naturalistischen Tönen verabschiedet. Angelehnt an van Gogh und den Expressionismus leuchtet seine Windmühle nun in Rot, Gelb und Blau.
Durch eine gemeinsame Ausstellung lernt Mondrian die Kubismus-Bilder von Georges Braque und Pablo Picasso kennen, die ihn ebenfalls beeinflussen. 1911 geht der Niederländer mit knapp 40 Jahren nach Paris. Dort abstrahiert er weiter, reduziert und experimentiert. Ein von ihm gemalter Baum ist nunmehr kaum noch als solcher zu erkennen.
Das Überflüssige kann weg
Mondrian drückt sich in rechten Winkeln, schwarzen Linien und Primärfarben aus. "Und das ist etwas, was bis heute hin faszinierend ist: weil alles Überflüssige wegfällt", so Susanne Meyer-Büser. "Und wenn Sie so wollen, ist das auch wieder eine Chiffre für aktuelle Sehnsüchte, Reduktion, Konzentration auf das eigentliche, Wahre, Geistige."
Bis in seine streng zurückgekämmten Haarspitzen hinein, arrangiert und komponiert Mondrian sein Leben und seine Kunst. Er wird zum Begründer der niederländischen Stijl-Bewegung, dem sogenannten Neo-Plastizismus, der sich parallel zum deutschen Bauhaus entwickelt.
Gestorben in New York
Platz für Liebe oder Partnerschaft hat der Künstler nicht. Am Eingang zum Atelier steht stellvertretend eine künstliche Blume mit weißen Blättern für, wie er sagt, die fehlende Frau eines Lebens, das ganz der Kunst geweiht sei.
Als der Krieg in Europa ausbricht, geht Mondrian nach New York. "Victory Boogie Woogie" heißt sein letztes Bild 1944. Das Werk bleibt unvollendet. Mondrian erlebt das erhoffte Ende des Zweiten Weltkriegs genauso wenig wie seinen eigenen unglaublichen Einfluss auf Nachkriegsarchitektur und Design. Tapeten, Kleiderstoffe, Armbanduhren und Verpackungen werden posthum von seinem Stil erobert.
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Autor des Hörfunkbeitrags: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. März 2022 an Piet Mondrian. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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