Die schöne Jeanne-Antoinette taucht angeblich immer dann zufällig in feinen Kleidern im Wald auf, wenn der König gerade zur Jagd geht. Der melancholische Ludwig XV. ist für die Ablenkung dankbar. Zu seiner Ehefrau, einer polnischen Prinzessin, fühlt er sich wenig hingezogen.
Ganz verzaubert ist der König, als er der hübschen Waldbekanntschaft auf einem Fest begegnet. Das erste nähere Treffen soll auch gleich in einer Liebesnacht geendet sein. Immerhin ist der König ein gut aussehender 35-jähriger Mann, dem seine Frau nach der 10. Niederkunft den Zutritt ins Schlafzimmer verwehrt.
Galante Unterhalterin
Die 23-jährige Jeanne-Antoinette soll zu dieser Zeit in ihrer Ehe nicht unglücklich gewesen sein. Eine frühe Heirat hat die am 29. Dezember 1721 geborene zur Madame d’Etiolles gemacht – mit einem durchaus ansehnlichen Schloss. Dort empfängt sie Künstler und Philosophen und ist bekannt für ihre Theaterinszenierungen und Musikabende.
Jung, schön, kultiviert und unterhaltsam: Jeanne-Antoinette ist genau die Gesellschaft, die sich der König dauerhaft wünscht. Ludwig XV. holt die Bürgerliche nach Versailles und adelt sie zur Marquise de Pompadour. Sie ist die erste nicht-adelige offizielle Geliebte eines französischen Königs. Er wird es nicht bereuen. Fortan hält sie den Moarchen mit fantastischen Festen bei Laune und begeistert ihn für das Theater und die Malerei.
Nebenbei muss sich die frisch gebackene Marquise mit der feindseligen Königsfamilie arrangieren und sich möglichst viele Höflinge gefügig machen. Keine leichte Aufgabe: "Ich führe ein schreckliches Leben, habe kaum eine Minute für mich" schreibt sie an eine Freundin. "Proben, Vorstellungen und zweimal in der Woche Reisen zum kleinen Schloss oder nach La Muette."
Von Natur aus "kalt"
Ein anstrengendes Programm, das ihr zugleich Macht sichert. Wer irgendetwas in Versailles erreichen will, kommt schon bald nicht mehr an der Marquise de Pompadour vorbei. Eine leidenschaftliche Liebhaberin ist sie indes nicht. "Es ist mein Unglück, dass ich von Natur so kalt bin", klagt sie einmal.
Aber sie findet eine Lösung: 1750 trennt sie sich offiziell von Ludwig XV., bleibt aber seine engste Vertraute. Sie berät ihn in politischen Fragen und hält auch in seinem Liebesleben die Zügel in der Hand: Die Marquise de Pompadour organisiert den Betrieb des "Hirschparks" – ein Haus, wo junge Frauen dem König zur Verfügung stehen. Sorgsam achtet sie darauf, dass ihr keine Gespielin den Rang abläuft.
Madame Pampadour und die Kunst
Daneben kümmert sich Madame de Pompadour um Kunst, Architektur und die Ausstattung am Hof. "Sie hatte Geschmack, Gespür für Stil und suchte die besten Künstler aus: Boucher in der Malerei, Pigalle in der Bildhauerei", erzählt Marie-Laure de Rochebrune, Konservatorin im Schloss Versailles. Es sei ihr Verdienst, dass man von der Ära Ludwig XI. als Höhepunkt der französischen Kunst im 18. Jahrhundert spreche.
Doch das Leben am Hof mit den zahlreichen Intrigen zermürbt die Marquise de Pompadour. Sie stirbt im April 1764 mit nur 42 Jahren an einer Lungenkrankheit.
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Autorin des Hörfunkbeitrags: Sabine Mann
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. Dezember 2021 an Madame de Pompadour. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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