"Misserfolg bildet den Charakter", sagte Jane Fonda auf ihr Leben rückblickend in einem "Stern"-Interview. "Wenn man niemals Unglück erfährt, kann der Charakter ein bisschen schwächlich sein." Sie selbst hat viel gelitten, vor allem unter ihren drei Ehemännern und dem Vater. Ihr jüngstes Unglück ist eine Krebserkrankung, von der sie im September 2022 auf Instagram berichtet hat. Aber sie werde wieder gesund, verkündet sie zuversichtlich.
Kämpferin durch und durch
Immerhin ist sie eine Kämpferin, auch dank der vielen nicht so glücklichen Stunden in ihrem Leben. Aktuell setzt sie sich für mehr Klimaschutz ein. Inspiriert von Greta Thunberg gründete Jane Fonda zusammen mit Greepeace die Freitags-Aktion "Fire-Drill-Friday". Während der Proteste in Washington wurde sie 2019 mehrmals medienwirksam festgenommen.
Prompt spottete Präsident Donald Trump: "Oh Mann, es hat sich nichts geändert". Er erinnere sich noch, wie Jane Fonda vor 30 oder 40 Jahren festgenommen wurde. Trump lag etwas daneben, denn es ist schon mehr als 50 Jahre her, dass sich die seinerzeit schon berühmte Schauspielerin zum ersten Mal gegen die Politik aufgelehnt hat.
Erschüttert über die Grausamkeiten im Vietnam-Krieg wird Jane Fonda Anfang der 1970er-Jahre zum bekannten Gesicht der US-amerikanischen Friedensbewegung. Das FBI sieht gar eine Staatsfeindin in ihr, ihre Akte soll mehrere Tausend Seiten umfassen. Ein Besuch in Nordvietnam bringt ihr den Spitznamen "Hanoi Jane" ein.
Auf der Leinwand ein Star, als Vater ein Tyrann
Geboren wird Jane Fonda am 21. Dezember 1937 als Tochter des Schauspielers Henry Fonda. Zu Hause ist der gefeierte Leinwandheld ein Tyrann. Er erniedrigt seine Kinder ständig, gibt Jane und ihren Bruder Peter das Gefühl, dass sie nicht wichtig und nicht richtig sind.
Als sich auch noch ihre Mutter umbringt, gerät das Leben der Zwölfjährigen aus den Fugen. Sie entwickelt eine Essstörung, die sie die nächsten drei Jahrzehnte begleiten wird. Die junge Jane ist orientierungslos. Über Umwegen kommt sie auf die renommierte New Yorker Schauspielschule von Lee Strasberg – und hat Erfolg. Die eigenwillige und äußerst attraktive Schauspielerin kann sich ihre Rollen bald aussuchen.
Vom Sexsymbol zur Aktivistin
In Paris arbeitet Jane Fonda mit dem französischen Regisseur und Lebemann Roger Vadim zusammen, den sie auch heiratet. Vadim schickt Fonda als "Barbarella" kaum bekleidet durch die Galaxis. "Ich habe mich betrunken, um die Szene zu spielen", sagt sie später. Mit der Geburt der Tochter wandelt sich Jane Fonda vom lasziven Mädchen zur Charakter-Darstellerin.
Sie brilliert als verzweifelte Tänzerin in Sidney Pollacks "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss". Als Prostituierte in "Klute" wird sie 1972 mit dem Oscar ausgezeichnet. Für ihr Drama über die Vietnam-Heimkehrer "Coming Home" erhält sie den zweiten Oscar.
Fitness-Queen der 1980er-Jahre
Anfang der 1980er-Jahre wird Jane Fonda zur Antreiberin des weltweiten Aerobic-Booms. Ihre Videos, in denen sie zur Musik turnt, verkaufen sich millionenfach. Danach nimmt sie eine Auszeit, lebt mit ihrem dritten Ehemann, dem Medienunternehmer Ted Turner, zurückgezogen auf seiner Ranch und schreibt ihre Autobiografie.
Als die Ehe in die Brüche geht, startet Jane Fonda wieder durch: Nach 15 Jahren Leinwandpause kehrt sie kess, lebendig und selbstironisch zurück. Sie inszeniert sich neben Jennifer Lopez zum "Schwiegermonster" und wird dafür von einem Millionenpublikum geliebt. Seit 2015 spielt sie in der Netflix-Serie "Grace & Franky" eine Ehefrau, deren Mann sich unerwartet als schwul outet.
Autor des Hörfunkbeitrags: Susanne Rabsahl
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Dezember 2022 an Jane Fonda. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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