Als Königin Victoria 1837 zur englischen Königin gekrönt wird, endet die 123-jährige Personalunion zwischen dem Englischen und Hannoveraner Thron. Denn in Hannover hat die männliche Thronfolge Vorrang, Victoria als Frau bleibt außen vor.
Das bringt ihren Onkel Ernst August auf den Plan, der sich fortan König von Hannover nennen darf. "Ich werde den Hannoveranern ein gerechter und gnädiger König sein", verspricht der 66-Jährige bei Amtseintritt den Bürgern und Bauern in Hannover noch.
Was gerecht ist, entscheidet der konservative Engländer indes eigenmächtig. Nur wenige Monate nach seinem Einzug ins Schloss hebt Ernst August die Verfassung von 1833 auf und bringt damit sein Volk gegen sich auf.
Erzkonservativer Politiker
Geboren wird Ernst August am 5. Juni 1771 als fünfter Sohn von insgesamt 15 Kindern des britischen Königs Georg III. und seiner Frau Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Angesicht der vielen älteren Brüder strebt Ernst August zunächst eine Karriere im Militär an.
1799 ernennt Georg III. seinen Spross zum Herzog von Cumberland und Teviotdale und zum Earl of Armagh. Das sichert Ernst August einen stattlichen Unterhalt sowie einen Sitz im britischen Oberhaus. Überzeugt davon, dass die Tradition bewahrt werden muss, blockiert er nun längst überfällige Reformen und schafft sich so viele Feinde.
Protest der Göttinger Sieben
Auch in Hannover ist man brüskiert über den erzkonservativen Stil des neuen Königs, der im Alleingang die Verfassung außer Kraft gesetzt hat. Das wollen Professoren der Universität Göttingen – darunter die Brüder Grimm – nicht dulden. Immerhin haben sie einen Eid auf diese Verfassung geleistet.
Ein aufgesetztes Protestschreiben verbreitet sich in Windeseile. Ernst August ist entsetzt über den Widerstand und entlässt die Professoren, die als Göttinger Sieben in die Geschichte eingehen, aus ihren akademischen Diensten. "Professoren und Huren kann man überall für Geld bekommen", kommentiert Ernst August lapidar.
Die Revolution von 1848 in Hannover
Doch gegen die seit der Französischen Revolution kursierenden revolutionären Ideen kommt auch Ernst August bald nicht mehr an. Zur Revolution 1848 ziehen Demonstranten vor seine Residenz und fordern die Wiederherstellung der Verfassung.
Ernst August, mittlerweile 77 Jahre alt, lenkt ein: Hannover bekommt wie die anderen Mitglieder im Deutschen Staatenbund eine neue Verfassung, die unter anderen Presse- und Versammlungsfreiheit vorsieht. Drei Jahre später, am 18. November 1851, stirbt Ernst August und sein einziger Sohn, George V. übernimmt das Amt.
Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Juni 2021 an Ernst August König von Hannover. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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