"Es ist unmöglich für mich, Wirklichkeit und Fiktion voneinander zu trennen", sagt der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez. "Wirklichkeit und Fiktion sind wie Öl und Wasser." Beim Versuch sie zu mischen, entstehe ein neuer Körper. "Wenn ich schreibe, rühre ich quasi die ganze Zeit das Gemisch um und es bleibt in Bewegung, solange ich an einem Buch arbeite."
Zu dieser Art des Schreibens haben ihn seine Großeltern inspiriert. Bei ihnen lebt er, bis er acht Jahre alt ist. Der Großvater erzählt ihm von den historischen Realitäten - vom Bürgerkrieg, in dem er mitgekämpft hat, und vom Bananenstreik von 1928, als die Regierung die Plantagenarbeiter niederschießen ließ.
Ein "Paket" geschnürt
Die Großmutter ist für das magische Element zuständig. Sie habe die größten Ungeheuerlichkeiten mit einem steinernen Gesichte erzählen können, so als ob alles seine Richtigkeit habe - sagt García Márquez. Er wird am 6. März 1927 in Aracatara, im karibischen Teil Kolumbiens, geboren und saugt all diese Geschichten auf.
Daraus und aus dem Erleben von Landschaften, Menschen, Wörtern, Dialekten und Gefühlen schnürt er sein "Paket", aus dem er zeitlebens schöpft. Mit 16 Jahren geht García Márquez nach Bogotá in ein Internat. In der Hauptstadt macht er sein Abitur und schreibt sich auf Wunsch seines Vaters für ein Jurastudium ein. Doch er schreibt lieber Texte.
"Hundert Jahre Einsamkeit"
Als Student erlebt García Márquez 1948 mit, wie der liberale Präsidentschaftskandidat Jorge Eliécer Gaitán auf offener Straße erschossen wird. Es kommt zu einem Volksaufstand. García Márquez flüchtet in seine karibische Heimat und veröffentlicht erste Erzählungen in der Zeitung "El Espectador".
Später arbeitet er als Redakteur und reist für die Zeitung durch Europa und die Sowjetunion. 1961 lässt sich García Márquez in Mexiko nieder. 1967 erscheint sein Roman "Hundert Jahre Einsamkeit", der ihn weltberühmt macht.
Nobelpreis für Literatur
García Márquez ist Sozialist und mit Fidel Castro befreundet. Er bekämpft den chilenischen General Augusto Pinochet. Im Roman "Der Herbst des Patriarchen" rechnet er mit der Figur des Diktators ab, der beinahe in allen Ländern Lateinamerikas herrscht.
1982 wird García Márquez für seine Werke mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Er gehört zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Gabo, wie er in Lateinamerika genannt wird, stirbt am 17. April 2014 im Alter von 87 Jahren in Mexiko-Stadt.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Klasen
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. März 2022 an Gabriel García Márquez. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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