"Mögen uns die Spiele Fröhlichkeit schenken" - diesen Wunsch äußert NOK-Präsident Willi Daume am 26. August 1972 zur Eröffnung der Olympischen Spiele. Stattdessen sterben elf Mitglieder des israelischen Teams. Nach einer Geiselnahme durch palästinensische Terroristen und einem Versagen deutscher Sicherheitskräfte.
Lasche Sicherheitsvorkehrungen
Die Sicherheitsvorkehrungen für dieses Großereignis sind bemerkenswert lasch: Ordnungskräfte in farbenfrohen Uniformen werden trainiert, mögliche Störer durch Klamauk zu verunsichern und mit Süßigkeiten zu beschießen! Der Zaun um das olympische Dorf kann selbst von Kindern auf der Jagd nach Autogrammen überwunden werden, die Sportstätten sind kaum bis gar nicht geschützt.
Nach dem Goldrausch die Geiselnahme
Zehn Tage lang feiert die Sportwelt, Deutschland berauscht sich am 4. September an der Goldmedaille der erst 16-jährigen Hochspringerin Ulrike Meyfarth. Nur einen Tag später dringen acht Männer in Trainingsanzügen in das olympische Dorf ein, erschießen zwei Mitglieder des israelischen Teams und nehmen neun weitere als Geiseln. Sie gehören zur Terrorgruppe "Schwarzer September" und wollen die Freilassung von 130 inhaftierten Palästinensern in Israel und von der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof aus der Untersuchungshaft in Köln erpressen.
Warten auf eine Entschuldigung
Ein eilig einberufener Krisenstab ist überfordert. Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) bietet sich vergeblich als Austauschgeisel an. Eine Erfüllung der Forderungen schließt die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir kategorisch aus: "Wenn wir einlenken, dann kann sich kein Israeli auf der ganzen Welt mehr sicher fühlen." Ein Befreiungsversuch deutscher Sicherheitskräfte eskaliert in einer fast zweistündigen Schießerei: Dabei sterben alle israelischen Geiseln, fünf Terroristen und ein Polizist. Bis heute umstritten ist die Fortsetzung der Spiele nach einer kurzen Unterbrechung.
Auf eine offizielle Entschuldigung der deutschen Politik warten die Hinterbliebenen der israelischen Opfer bis heute. Das beklagt Ankie Spitzer, Witwe des Fechttrainers André Spitzer, und Sprecherin der Opferfamilien - 50 Jahre nach dem grausamen Tod von elf Israelis auf deutschem Boden.
Autor des Hörfunkbeitrags: Martin Herzog
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. August 2022 an die Eröffnung der Olympischen Spiele in München. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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