Elsa Scholten wird am 28. Februar 1902 als Else Erkelenz im heutigen Duisburger Stadtteil Homberg geboren. Sie stammt aus einer alten Schauspielerfamilie und steht als Zwölfjährige erstmals auf der Bühne.
Zu groß und zu schwer für die Rolle der Salondame
1920 kommt die 18-Jährige zum Kölner Millowitsch-Theater, wo sie bis zu ihrem Tod 1981 rund 5.000 Mal auf der Bühne steht. In einem Zeitungsinterview erinnert Elsa Scholten sich später: "Schon seit meinem 18. Lebensjahr spiele ich die komische Alte. Meine Schwester war schuld, dass ich ins komische Fach kam. Ganz abgesehen davon, dass ich schon als junges Mädchen für eine Salondame etwas zu groß und zu schwer war."
Deftige Wortgefechte mit Willy Millowitsch
Als der NWDR Anfang der 50er-Jahre beginnt, Aufführungen aus dem Millowitsch-Theater zu übertragen, wird Elsa Scholten bundesweit bekannt. Im Februar 1975 wird das Stück "Im Nachtjackenviertel" live im deutschen Fernsehen gezeigt. Elsa Scholten tritt als schlampig gekleidete Frau Schluddermeier in deftigen Wortgefechten gegen Willy Millowitsch in der Rolle des Anton Voss an.
Zähes Ringen um ein Schimpfwort
In einem der Bühnen-Wortgefechte zwischen Scholten und Millowitsch fällt erstmals das Wort "Arschloch" auf der Bühne des Volkstheaters an der Aachener Straße.
Willys Sohn Peter Millowitsch weiß noch, wie auf der Probe um das "Arschloch" gerungen wird. "Weil bei Willy wurden so Sachen auf der Bühne nicht gesagt. Ich sagte: Vater, das geht nicht, da muss noch einer oben drauf nach der Schimpferei."
Willy sagt, wo es lang geht
Peter Millowitsch freut sich noch Jahrzehnte später sichtlich über diesen Moment, an dem er und Elsa Scholten sich mal über den Vater hinwegsetzen. Denn ansonsten gilt auch für das Verhältnis zwischen Elsa und Willy: "Das war sehr harmonisch. Willy hat gesagt wo es lang geht. Else hat's gemacht." Am Ende muss Willy, der die Stücke selbst schreibt oder bearbeitet, stets die Lacher für sich haben.
Etwas ordinär, aber herrlich
Wilfried "Wicky" Junggeburth, Prinz im Kölner Dreigestirn 1993, schaut die Millowitsch-Straßenfeger in den 50ern als Jugendlicher mit seinen Eltern im Fernsehen an. Er beschreibt Elsa Scholten als "schon jet ordinär. Meine Mutter sagte immer: Etwas gewöhnlich. Aber herrlich! Das war so ne Abbildung der damaligen Zeit. Meine Mutter hat de Hand vor der Mund jehalten, mein Vater hat in sich reingegriemelt."
Millowitschs Beliebtheit oft in den Schatten gestellt
Elsa Scholten ist eine Instanz im Millowitsch-Theater, die nach Wicky Junggeburths Empfinden in der Beliebtheit den großen Willy oft in den Schatten stellt.
Im Oktober 1981 findet eine Freundin Elsa Scholten tot in ihrer Wohnung. Mit Elsa Scholten stirbt ein Stück vom alten Köln. Die jugendliche Liebhaberin hat sie nie gespielt. Doch in der Rolle der komischen Alten ist sie Teil eines Schauspiel-Ensembles, das durch die Fernsehübertragungen des WDR ein Millionenpublikum zum Lachen bringt.
Autor des Hörfunkbeitrags: Michael Reinartz
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Februar 2022 an Elsa Scholten. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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