21. Februar 1388 - Beginn der großen Dortmunder Fehde

Wollhandel und große Brauereien: Das mittelalterliche Dortmund ist eine reiche Stadt. Das weckt Begehrlichkeiten - auch beim Kölner Erzbischof. Aber Dortmunds Mauern und Türme bleiben uneinnehmbar.

Gewaltige 112.000 Silbermark, umgerechnet mehrere Millionen Euro, fordert das Bistum Köln von der Stadt Dortmund. So steht es im Fehdebrief des Erzbischofs Friedrich, der am 21. Februar 1388 bei den Dortmunder Stadtoberen eingeht.

Doch die vermeintlichen Schuldner weigern sich zu zahlen. So versammeln sich unter Wahrung der üblichen Frist drei Tage später die Truppen Kölns - gemeinsam mit denen des Grafen Engelbert von der Mark - vor den Toren Dortmunds. Die Belagerung beginnt mit einem Kugelhagel. Innerhalb von zwölf Tagen gehen 238 Geschosse auf die Stadt nieder. Fast zwei Jahre lang tobt die Dortmunder Fehde.

Beginn der großen Dortmunder Fehde (am 21.02.1388) WDR ZeitZeichen 21.02.2023 13:56 Min. Verfügbar bis 21.02.2099 WDR 5

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Freie Reichsstadt mit Wirtschaftskraft

Direkt an einer wichtigen Handelsroute gelegen ist Dortmund im 14. Jahrhundert ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Als Mitglied des Hansebundes sind die Stadt und ihre Kaufleute global vernetzt, führen Geschäftsbeziehungen bis Nowgorod im Norden, Brügge und London im Westen. Vor allem der Wollhandel mit England, aber auch die sprudelnden Einnahmen aus den hiesigen Bierbrauereien und der Metallverarbeitung, den Marktabgaben und Handelssteuern machen Dortmund reich.

Aber Dortmund hat auch politische Unabhängigkeit zu bieten. Als freie Reichsstadt untersteht sie nur dem König oder Kaiser. Auf der einen Seite ein attraktiver Status, auf der anderen Seite macht er angreifbar. Denn wegen notorisch klammer Kassen verpfändet die Krone ihre Reichsstädte gerne an Fürstenhäuser - in diesem Fall Dortmund an das Erzbistum Köln. Doch die stolzen Westfalen spielen nicht mit, verweigern dem Kardinal die Beteiligung an ihren Einnahmen und sogar den Zutritt zur Stadt.

Fehde erfolglos, Dortmund zahlt trotzdem

Friedrich von Köln lässt sich das nicht gefallen und will sich notfalls mit Gewalt nehmen, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Doch er hat ein Problem: Dortmund liegt inmitten der Grafschaft Mark. Um überhaupt bis an die Stadtmauern zu gelangen, muss der Erzbischof zähneknirschend ein Bündnis mit dem Grafen Engelbert eingehen, der eigentlich sein Konkurrent ist. Um die Drohkulisse zu erhöhen, erklären weitere, teils weit entfernte Landesherren, Dortmund die Fehde - allerdings nur formal. An den eigentlichen Kämpfen nehmen sie nicht teil.

Diese verlaufen ohnehin schleppend, denn Dortmund weiß sich dank Pulvergeschützen mit hoher Reichweite und Schlagkraft zu verteidigen. Die Wurfgeschosse der Belagerer sind wirkungslos, sie müssen sich zu weit von den Stadtmauern zurückziehen. Die Fronten sind verhärtet und zahlreiche Verhandlungen bleiben erfolglos.

Erst im November 1389 gibt es einen Friedensvertrag. Die Parteien einigen sich auf eine Zahlung von je 7.000 Gulden an den Erzbischof und den Markgrafen. Für die Dortmunder ist das ein Riesenerfolg. Zudem wird die Zahlung im Vertrag nicht erwähnt, um jeden Anschein von Sieg oder Niederlage zu vermeiden. Dortmund kann seine Unabhängigkeit bewahren.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Marfa Heimbach
Redaktion: Gesa Rünker​

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