Hoch oben in der Abgeschiedenheit der französischen Alpen, nördlich von Grenoble, steht La Grande Chatreuse. Die Große Kartause ist das Mutterkloster des Kartäuserordens. Seit mehr als 900 Jahren leben dort Einsiedlermönche nach strengen Regeln.
Die Tage bestehen aus Arbeit und Gebet - immer im Wechsel. Selbst die Nächte werden von Gebeten unterbrochen. Die Kartäuser essen kein Fleisch, versorgen sich durch Obst- und Gemüseanbau selbst. Und sie schweigen, verständigen sich mit Handzeichen. Nur einmal in der Woche dürfen sie sich auf einem Sparziergang aussprechen.
Über Bruno ist nicht viel bekannt
Gott durch Rückzug und Askese näher zu kommen, die Sorgen und den Trubel des weltlichen Lebens dafür hinter sich zu lassen - das ist die Idee von Bruno von Köln, der den Kartäuserorden 1084 gründet. Viel weiß man heute nicht mehr über ihn, denn die wenigen Dokumente über seine Person stammen aus einer späteren Zeit. Erst ab dem 14. Jahrhundert wird Bruno als Heiliger und Ordensgründer wiederentdeckt und sein Leben posthum mit einigen Legenden umrankt.
Irgendwann um das Jahr 1030 kommt er in Köln zur Welt. Brunos Ziel ist es, Kleriker zu werden. Dafür besucht er eine der berühmtesten Lehranstalten dieser Zeit: die Kathedralschule von Reims. Dort bleibt er bis 1080 - erst als Schüler, dann als Magister und Professor.
Doch er möchte höher hinaus und Bischof von Reims werden. Daraus wird nichts, da sich ein Konkurrent das Amt erkauft. Diese irdischen Machenschaften sind Bruno ein Gräuel. Es reift ein Entschluss, sich mit einigen Gefährten aus der Welt zurückzuziehen.
Ausstieg aus dem weltlichen Leben
Erzbischof Hugo von Grenoble, Brunos ehemaliger Schüler, schenkt ihnen ein felsiges Stück Land. Dort entsteht die Große Kartause, und Bruno verfasst die eisernen Regeln für das Zusammenleben. Selbst innerhalb des Klosters sind die Mönche meistens voneinander abgeschieden: Jeder hat ein eigenes Häuschen - heute mit Schlaf- und Gebetsplatz, Nasszelle, Werkstatt und eigenem Garten. Die Mahlzeiten nehmen sie ebenfalls alleine ein. Es sind Regeln, die noch immer gelten.
Als Papst Urban II. - ebenfalls ein ehemaliger Schüler - Bruno nach Rom ruft, um ihn für seine Reformpläne an seine Seite zu holen, ist Bruno zunächst angetan. Doch als der Papst ihm das Amt des Erzbischofs von Reggio in Kalabrien anbietet, lehnt er entschieden ab. Mit Kirchenpolitik und hohen Ämtern möchte er nichts mehr zu tun haben. Stattdessen gründet er in Kalabrien die zweite Kartause La Torre. Dort lebt Bruno bis zu seinem Tod am 6. Oktober 1101.
Weltweit gibt es heute noch 21 Kartausen mit rund 400 Mönchen und Nonnen, die sich weiterhin dem Schweigen und dem Wahlspruch der Kartäuser verpflichtet fühlen: Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Marfa Heimbach
Redaktion: Hildegard Schulte
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