Nur wenige Kinos wollen den Film zeigen. Die Kritiken sind vernichtend, die Kassen bleiben leer. Im Oktober wird der Film in den USA abgesetzt.
Der Film über das legendäre Gangsterpärchen, das in den 1930er-Jahren Banken und Geschäfte überfällt, Polizisten erschießt und selbst in einem Kugelhagel getötet wird, ist zunächst ein großer Flop.
Der Erfolg kommt in England
Vielleicht wollen die Engländer, die Franzosen ihn sehen? Hauptdarstellerin Faye Dunaway erinnert sich, wie sie zur Film-Promotion nach England kommt. "England brachte uns den Erfolg. Ich kam hier an und da war ein Meer von Frauen, die Baskenmützen trugen! Was ist denn hier los?"
Dann ändern sich auch die Kritiken in Amerika. Kritiker und Publikum erkennen, dass sie den Film nicht verstanden haben und falsch liegen.
Truffaut und Godard lehnen ab - Beatty greift zu
Die jungen Journalisten David Newman und Robert Benton verfassen 1966 das Drehbuch für den Film, der die Geschichte des legendären Gangsterpärchens Bonnie Parker und Clyde Barrow erzählt.
Ihr Buch schicken Newman und Benton nicht nach Hollywood, sondern an den französischen Regisseur Francois Truffaut, Vertreter eines neuen, jungen europäischen Kinos, der "Nouvelle Vague".
Der gibt es weiter an Jean Luc Godard, den Regisseur von "Außer Atem" mit Jean Paul Belmondo und Jean Seberg. Doch auch Godard lehnt ab. Schließlich fällt das Drehbuch dem Schauspieler Warren Beatty in die Hände. Er ist sofort fasziniert von der Hauptfigur Clyde Barrow.
Das Geld kommt von Warner Brothers
Beatty entschließt sich, den Film zu produzieren und selbst die Hauptrolle zu übernehmen. Als Regisseur gewinnt er den New Yorker Arthur Penn.
Beatty kann bei Warner Brothers Geld für sein Filmprojekt erbetteln. Sein Freund Gene Hackmann übernimmt die Rolle von Clydes Bruder Buck, und die bis dahin völlig unbekannte Faye Dunaway bekommt die Rolle der Bonnie.
Zwei junge Menschen in tödlicher Gewaltspirale
Der Film folgt den historischen Bonnie und Clyde auf ihrem Weg in die Kriminalität, mit Überfällen auf Banken, Tankstellen, mit Schießereien und Toten. Auf ihrer Flucht vor der Polizei inszenieren sie sich mit Fotos, posieren vor ihrem schnellen Ford V8 mit Pistolen und Zigarre, Clyde mit hellem Hut und Bonnie mit einer verwegenen Baskenmütze.
Es gibt aber auch Bilder, auf denen sie gehetzt wirken, verletzlich, sich Clyde schützend vor Bonnie stellt, die sich an ihn schmiegt. Der Film zeigt zwei junge Menschen, die in eine tödliche Gewaltspirale geraten.
Ende im fast romantischen Liebestod
Am Ende werden Bonnie und Clyde Opfer des gewalttätigen Spiels, das sie selbst begonnen haben. Clydes Bruder Buck wird erschossen, seine Frau Blanche verliert ihr Augenlicht und landet im Gefängnis.
Die Schlussszene des Films zeigt in einem Exzess der Gewehr- und Kameraschüsse die ganze Sinnlosigkeit von Gewalt. Während sie von Kugeln zerfetzt werden, sterben Bonnie und Clyde einen fast romantischen Liebestod.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christian Kosfeld
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. August 2022 an die US-Premiere des Films "Bonnie and Clyde". Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 14.08.2022: Vor 145 Jahren: Geburtstag des Theologen Friedrich von Bodelschwingh.