"Ich war nie der talentierteste Spieler. Ich musste mir alles hart erarbeiten. Nur, ich hatte Willen. Ich musste und ich wollte nach oben", sagt Berti Vogts. Und er schafft es. Der kleine Verteidiger wird zu einem der größten Fußballer Deutschlands, der sich trotz seiner glanzvollen Karriere stets treu bleibt. Kaum einer verkörpert Tugenden wie Fleiß, Ehrgeiz und Zuverlässigkeit so gut wie der bodenständige Vogts.
Ewiger Borusse
Als Hans-Hubert Vogts wird er am 30. Dezember 1946 in Büttgen am Niederrhein geboren. Mit zwölf Jahren verliert er erst Mutter, dann Vater - lebt fortan bei seiner Tante. 1965 kommt der gelernte Werkzeugmacher zu Borussia Mönchengladbach. Für die "Fohlen" bestreitet er 419 Bundesligaspiele - bis heute Vereinsrekord.
Seine Titelsammlung ist beeindruckend: Mit Gladbach gewinnt Vogts fünfmal die Meisterschaft, außerdem den DFB-Pokal und zweimal den UEFA-Cup. Auch für die Nationalmannschaft ist er ein Erfolgsgarant - Höhepunkt ist der WM-Sieg 1974 in Deutschland. Insgesamt absolviert Vogts 96 Länderspiele. Sein einziges Tor erzielt der 1,68 Meter kleine Verteidiger ausgerechnet per Kopf.
Nach dem Ende seiner Spielerkarriere wird Vogts Jugend-Trainer beim DFB und führt der A- Nationalmannschaft unter Franz Beckenbauer immer wieder hoch talentierte Spieler zu: Von den 22 Profis der Weltmeister-Elf von 1990 sind nur zwei nicht durch seine Hände gegangen.
Beckenbauers schweres Erbe
Im Anschluss an das Turnier übernimmt Vogts das Bundestraineramt von Beckenbauer und tritt damit in große Fußstapfen. Schnell gerät er in die Kritik der Medien, denn während "Kaiser" Beckenbauer es perfekt versteht, sich als Star zu präsentieren, tut sich der "Terrier" Vogts schwer mit der Öffentlichkeit. "Ich bin keine Lichtgestalt wie der Franz. Wenn der in ein Zimmer kommt, geht das Licht von selbst an. Ich muss immer erst den Schalter suchen", so der Rheinländer.
Dabei ist es oft nicht seine Kompetenz, die angezweifelt wird, sondern seine persönliche Eignung. Er sei kleinbürgerlich, farblos und habe ein Kommunikationsproblem, ist immer wieder zu lesen. Doch Vogts macht das, was er am besten kann: kämpfen. 1996 feiert er mit dem Gewinn der Europameisterschaft seinen größten Erfolg als Trainer.
Fußball als Entwicklungshilfe
Deutschland verneigt sich vor dem "Bundes-Berti", doch sein Glück währt nicht lange. Nach der enttäuschend verlaufenen WM 1998 tritt Vogts als Nationalcoach zurück. Es folgt ein kurzes Intermezzo bei Bayer Leverkusen, dann geht er ins Ausland. Kuwait, Nigeria, Aserbaidschan - seine Stationen sind oft exotisch und verbunden mit viel Entwicklungshilfe.
Seinen Geburtstag feiert Vogts wie so oft in Tonbach im Schwarzwald. Ändern wird er diese Tradition wohl nicht mehr. Ein bisschen Bodenständigkeit muss auch mit 75 noch sein.
Autor des Hörfunkbeitrags: Ulli Schäfer
Redaktion: Christoph Tiegel und Ronald Feisel
Programmtipps:
Das "Zeitzeichen" läuft immer um 9.45 Uhr auf WDR 5 und um 17.45 Uhr auf WDR 3. Zudem gibt es das "Zeitzeichen" auch als Podcast.
Zeitzeichen am 31.12.2021: Vor 15 Jahren: Finnische Regierung dementiert Mondlandung