Wenn Fußballmannschaften zu Länderspielen antreten, gehört das Abspielen und Mitsingen der Nationalhymnen zum festen Ritual. Zwar schmettern nicht alle Teams so inbrünstig mit wie etwa die Franzosen oder die Italiener. Doch auch die deutsche Nationalelf lässt unisono mit dem Trainerstab "Einigkeit und Recht und Freiheit" erklingen.
"Die Hymne zu singen, das ist wunderschön", meint Bundestrainer Joachim Löw. "Wenn man ein Turnier gewinnen will, braucht man unglaublich viel Enthusiasmus. Man muss ein Feuer schüren."
Singen hilft siegen
Nach der Nazi-Zeit bleibt die deutsche Hymne noch lange vom Missbrauch der Vergangenheit belastet. Bei der WM 1954 schweigen die DFB-Kicker eisern. Die deutschen Schlachtenbummler singen dafür lautstark mit, nur peinlicherweise nicht "Einigkeit und Recht und Freiheit", sondern das verpönte "Deutschland, Deutschland über alles" der ersten Strophe.
Für deutsche Kicker bleibt das Hymnensingen in den folgenden Jahrzehnten tabu. Auch bei der erfolgreichen Heim-WM 1974 lassen Kapitän Franz Beckenbauer und seine Mannschaft den Akt noch gelassen schweigend über sich ergehen. Zehn Jahre später, nun als Teamchef der Nationalmannschaft, kommt Beckenbauer aber zu der Überzeugung: "Singen hilft siegen!"
Antreten zum Chor-Training
Vor dem ersten Spiel unter dem "Kaiser" zeigt sich die deutsche Elf 1984 noch mundfaul wie eh und je. "Der eine bohrt in der Nase, der nächste kaut Kaugummi und ein anderer schaut in der Gegend herum", grantelt Beckenbauer hinterher. Der Gegner Argentinien dagegen singt, Hände auf den Herzen, aus voller Kehle mit – und siegt 3:1.
Vor dem folgenden WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden machen Beckenbauer und DFB-Chef Hermann Neuberger das Hymnen-Singen für jeden Spieler zur Pflichtaufgabe. Um eine Blamage zu vermeiden, erhält jeder einen Handzettel mit dem Text der dritten Strophe. Sicherheitshalber lässt Beckenbauer die Mannschaft zum Chor-Training antreten.
Heino und Kohl als Verstärkung
So erleben die Zuschauer am 17. Oktober 1984 in Köln die deutsche Mannschaft erstmals in offensiver Gesangs-Aufstellung. Mangelnde Inbrunst des einen oder anderen wird auf der Tribüne durch Kanzler Kohl, DFB-Chef Neuberger und Schlagersänger Heino wettgemacht.
"Das schwarz-rot-goldene Empfinden scheint nach den wohl dirigistischen Anweisungen von oben etwas ausgeprägter zu sein", kommentiert ARD-Reporter Wilfried Mohren den stimmlich verstärkten Kampfgeist. Im Hymnen-Gesang zur Einigkeit verschmolzen, gewinnt die Mannschaft überzeugend mit 2:0.
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