23. Juli 1983 - Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka beginnt

1983 eskaliert auf Sri Lanka ein jahrzehntealter Konflikt: Zwischen Singhalesen und Tamilen kommt es zum Bürgerkrieg. Die blutige Auseinandersetzung dauert 26 Jahre lang.

Sie teilen sich Sri Lanka seit Jahrtausenden: Die Singhalesen - überwiegend Buddhisten - sind aus Nordindien eingewandert, die Tamilen - meist Hindus - stammen aus Südindien. Von 1505 an herrschen europäische Kolonialmächte über die Insel im Indischen Ozean: zuerst Portugiesen, dann Niederländer und schließlich Briten. Das hat Folgen.

Während der britischen Kolonialherrschaft nutzt die Minderheit der Tamilen die gewährten Bildungsmöglichkeiten. Die singhalesische Mehrheit fürchtet, dadurch ins Hintertreffen zu geraten, und behauptet, die Tamilen seien überproportional im Staatsdienst und in den Universitäten vertreten. Dieser Vorwurf ist allerdings nur bedingt richtig.

Der Bürgerkrieg in Sri Lanka: Tiefe Wunden im Urlaubsparadies WDR ZeitZeichen 23.07.2023 15:01 Min. Verfügbar bis 23.07.2099 WDR 5

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Zunehmende Diskriminierung der Tamilen

Als die Briten Ceylon - wie sie die Insel nennen - 1948 in die Unabhängigkeit entlassen, schreibt der letzte Gouverneur, Lord Soulbury, eine Schutzklausel für die Tamilen in die Verfassung. Doch die Regelung wird nicht beachtet: Nach dem Abzug der Briten nimmt die Unterdrückung der tamilischen Minderheit immer mehr zu. Singhalesisch wird zur Amts- und Nationalsprache, Tamil hingegen ist nur noch eine geduldete Sprache.

Auch in der Bildungspolitik werden die Tamilen benachteiligt: Die Noten für den Universitätszugang sollen angeblich standardisiert werden. Tatsächlich aber erhalten Singhalesen einen Bonus auf ihre Noten, die Tamilen einen Malus. Daraufhin schließen sich viele Jugendliche zu Banden zusammen, die mit der zunehmenden Diskriminierung immer militanter werden.

"Tamil Tigers" ermorden Bürgermeister

Unter den Banden setzen sich schließlich die "Tamil Tigers" durch - eine Gruppierung, die sich auf die einst mächtige tamilische Dynastie der Cholas in Indien bezieht. Die Bezeichnung der Bande lautet in der Langversion "Liberation Tigers of Tamil Eelam" (LTTE). Eelam ist der alte tamilische Name für die gesamte Insel. Offiziell wird diese 1972 in Sri Lanka umbenannt und erhält damit einen singhalesischen Namen - ein weiterer Affront für die Tamilen.

Der Anführer der "Tamil Tigers", Velupillai Prabhakaran, schreckt vor Gewalt nicht zurück. 1973 ermordet er zusammen mit anderen Kämpfern den tamilischen Bürgermeister von Jaffna, einer Stadt im Norden der Insel. Dieser ist ihnen zu moderat und zu vertraut mit Premierministerin Bandaranaike.

Tausende Tamilen bei Ausschreitungen ermordet

1978 erklärt die Regierung die "Tigers" zu Terroristen. Fünf Jahre später eskaliert die Situation: Am 23. Juli 1983 sterben bei einem LTTE-Anschlag in einem Militärcamp in Jaffna 13 singhalesische Soldaten. Die Nachricht löst massive Ausschreitungen gegen die Tamilen aus: Binnen weniger Tage werden Tausende ermordet. Polizei, Militär und Regierung ergreifen dagegen keine wirksamen Maßnahmen.

Das ist der Beginn eines Bürgerkrieges, der Jahrzehnte dauert. Keine Regierung kann die "Tamil Tigers" stoppen - auch keine indischen Friedenstruppen, kein Aufruf des Papstes, keine internationale Initiative. Bei den Angriffen und Suizid-Attentaten der "Tigers" gibt es viele Opfer. Darunter sind Staatspräsident Ranasinghe Premadas, der indische Premierminister Rajiv Ghandi und ungezählte Zivilisten.

Friedensverhandlungen scheitern

Im Norden der Insel erschaffen sich die "Tigers" eine Art Staat - das, was die Regierung in der Hauptstadt Columbo ihnen verweigert. Kurz nach der Jahrtausendwende macht Premierminister Ranil Wickremesinghe ein Friedensangebot: Verzicht auf einen eigenen Staat gegen Regierungsbeteiligung. "Tiger"-Chef Prabhakaran geht darauf ein. Es kommt zu einem Waffenstillstand und zu Verhandlungen.

Doch dann gewinnt Mahinda Rajapaksa die Präsidentschaftswahlen. Er setzt auf eine militärische Lösung und holt Anfang 2009 zum letzten Schlag gegen die "Tigers" aus. Bereits im Januar Hauptquartier der Rebellen, wenig später ihre letzte größere Bastion im Norden.

Führung der "Tigers" wird hingerichtet

Die flüchtenden tamilischen Zivilisten werden in angeblichen Waffenstillstandszonen von Regierungstruppen beschossen. Jahre später gesteht die Regierung Sri Lankas ein, dass bei der Großoffensive zehntausende Zivilisten verschleppt und zumeist getötet worden sind.

Am 18. Mai 2009 ist die LTTE geschlagen. Ihre Führung wird von Soldaten hingerichtet. Seitdem herrscht formal Frieden. Echte Gleichberechtigung der beiden Ethnien in Sri Lanka ist bis heute nicht erreicht.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammmüller
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Juli 2023 an den Beginn des Bürgerkrieges auf Sri Lanka. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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