Pia Grund-Ludwig ist eine echte Pionierin. Die Journalistin der "Computer-Zeitung" in Leinfelden-Echterdingen produziert im Jahr 1999 einen der ersten Podcasts überhaupt. Darin geht es um die große Aufregung, ob die IT-Systeme mit ihren zweistelligen Jahreszahlen den Wechsel ins neue Millennium packen. Er wird ein Riesenhit, dabei gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Wort für dieses komplett neue Medium. "50.000 Zugriffe hört sich heute nicht gigantisch an. Für unsere kleine Redaktion war es ein echter Scoop", erinnert sich Grund-Ludwig.
Der Beginn des neuen Jahrtausends ist die Anfangszeit des Podcasts. Geburtshelfer ist das bereits 1995 entwickelte MP3-Format. Damit lässt sich die Größe von Audiodateien auf ein Zehntel reduzieren, ohne dass der Unterschied hörbar ist. Der Verkaufsstart des Apple iPods 2001 ebnet den weiteren Weg.
iPod + Broadcast = Podcast
Es folgt ein unaufhaltsamer Aufstieg dieser Audiodateien, die orts- und zeitunabhängig auf mobilen Endgeräten abonniert werden können. Was fehlt, ist ein Name. Das ändert sich, als der britische Journalist Ben Hammersley 2004 über das Phänomen schreibt: "Weil ich noch einen Satz für die vereinbarte Artikellänge brauchte, schrieb ich Vorschläge auf. 'Podcasting' war einer." Es ist ein Kunstwort zusammengesetzt aus den Begriffen "iPod" und "Broadcasting", dem englischen Wort für "Senden". Der Vorschlag setzt sich durch und nur wenige Monate später startet US-Radiomoderator Adam Curry den ersten regelmäßigen Podcast.
"Wer braucht schon einen Radiosender?", fragt er im Intro und fasst so den Vorteil zusammen. Um diesen und weitere Vorzüge geht es auch auf dem ersten deutschen Podcast-Kongress am 7. April 2006 in München. Veranstalter Siegfried Lautenbacher freut sich über die vielen Teilnehmer: "Sogar vom Bundeskanzleramt war jemand dabei." Ein halbes Jahr später fängt Angela Merkel mit ihrem Videocast an.
Aller Anfang ist schwer
Larissa Vassilian erhält auf dem Kongress einen Ehrenpreis für ihren Podcast "Schlaflos in München", mit dem sie eine Vorreiterrolle einnimmt. Als "Annik Rubens" ist sie eine von nur zwei Frauen unter rund 70 Podcastern in Deutschland. Dabei will sie eigentlich nur die Technik ausprobieren. "Es klang zuerst ganz schrecklich und hat die ganze Nacht gedauert, bis ich es geschafft habe, etwas hinzukriegen", so Vassilian.
Heute sind Produktion und Konsum deutlich einfacher geworden - auch dank der Erfindung des Smartphones. Einen Erfolgsgrund sieht Professorin Daniela Schlütz von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in der einfachen Nutzung: "Natürlich können wir in der Straßenbahn sitzend auch YouTube-Videos gucken. Aber auf dem Fahrrad wird das schon schwer." Rund ein Drittel der Deutschen hört mittlerweile regelmäßig Podcasts.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Jana Magdanz
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
Das "ZeitZeichen" läuft immer um 9.45 Uhr auf WDR 5 und um 17.45 Uhr auf WDR 3. Zudem gibt es das "ZeitZeichen" auch als Podcast.
ZeitZeichen am 08.04.2021: Vor 160 Jahren: Todestag des Erfinders Elisha Graves Otis