"Auf diesen Tag habe ich zweieinhalb Jahre gewartet", sagt Apple-Geschäftsführer Steve Jobs, als er am 9. Januar 2007 die Bühne der Technikmesse Macworld in San Francisco betritt. Dabei ist eigentlich alles so wie immer: Jobs wirkt unaufgeregt, trägt wie gewohnt Jeans, Turnschuhe und den schwarzen Rollkragenpulli als sein Markenzeichen. Und doch ahnen einige im Publikum bereits, was kommen könnte. Denn die Fachwelt munkelt schon seit langem, dass Apple wieder mal an etwas arbeitet, was die Technikwelt revolutionieren könnte.
Für Jobs sind Revolutionen nichts Neues. Mit dem Macintosh, dem ersten Mikrocomputer mit grafischer Benutzeroberfläche, und dem mobilen Musikabspielgerät iPod hat das Unternehmen dies in den 80er Jahren und zur Jahrtausendwende bereits geschafft. Daran will Jobs jetzt anknüpfen.
Das Telefon neu erfinden
Auf der Macworld folgt diese Ankündigung einer raffinierten Dramaturgie. Gleich drei neue Produkte kündigt Jobs seinem Publikum an: "ein Breitband-iPod, der sich durch Berührung steuern lässt, das zweite ist ein revolutionäres Mobiltelefon. Und das dritte ist ein bahnbrechendes Online-Kommunikationsgerät." Das Publikum jubelt, als die angeblichen drei neuen Produkte abwechselnd auf einer Kinoleinwand erscheinen. Doch dann lässt der Apple-Chef die Bombe platzen: Nicht drei Geräte sind es, die das können, sondern eins. Für Musik, Telefonie und Internet, in der Größe eines Taschenrechners. "Heute", so Jobs, "hat Apple das Telefon neu erfunden."
Das iPhone der ersten Generation hat ein 3,5 Zoll-Multitouch-Display, ein Flash-Laufwerk mit acht Gigabyte, einen USB-Adapter und einen Kopfhörer-Minianschluss. Die Bildschirmanzeige lässt sich scrollen und drehen, die Tastatur ist nicht mehr Teil der Hardware, sondern wird auf Wunsch auf dem Touchscreen angezeigt. Für Apple ist das iPhone der Einstieg in den Handymarkt. Nach seiner Einführung in den USA verkauft es sich in den ersten 100 Tagen rund eine Million Mal.
Einflussreichste Erfindung aller Zeiten?
Im November 2007 kommt das iPhone auch nach Deutschland. Eine Minute nach Mitternacht startet der Verkauf, von vielen in den Schlangen vor den Geschäften sehnsüchtig erwartet. Die Presse ist zunächst skeptisch. Zu langsam sei das iPhone, und mit knapp 400 Euro und einem damit verbundenen Zweijahresvertrag bei der deutschen Telekom auch viel zu teuer – eher ein Produkt der Nische als des Massenmarkts. Die Kunden sehen das anders: Am ersten Verkaufstag wandern in Deutschland bereits 10.000 Produkte über die Ladentheke.
Heute nutzt jeder vierte Mensch auf der Erde ein Smartphone – in Deutschland ist es jeder zweite. Auch wenn die Mehrzahl davon inzwischen nicht von Apple, sondern von Samsung stammen, so hat doch das kalifornische Unternehmen mit Sitz in Cupertino, wie von Jobs prophezeit, den Boom ausgelöst. Das Time Magazine wählt das iPhone deshalb bereits 2007 zur "Erfindung des Jahres". Und neun Jahre später zur "einflussreichsten Erfindung aller Zeiten".
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