Denn schließlich verdrängen wir alle, dass wir eines Tages sterben müssen. Zumal wir nicht wissen, wann, wo und wie. Das Wissen um den unumgänglichen Tod stelle einen "eins-a-Kontrollverlust" dar, analysiert Lewina. Also suchten wir uns Schlupflöcher, "in denen wir den Thrill der Todesangst zwar fühlen dürfen, aber den Tod selbst nicht erleben müssen. Fahren Achterbahn, schauen Horrorfilme, machen Bungee- Jumping. (…) ", so die Analyse der Autorin, die bis dato über Sex und Paarbeziehungen geschrieben hat.
Katja Lewina kann den Tod nicht mehr verdrängen. Der Sensemann, wie sie ihn manchmal nennt, ist in den letzten zwei Jahren Teil ihres Alltags geworden. Sie musste erleben, wie ihr siebenjähriger Sohn von einem Moment auf den anderen in ihren Armen starb. Damals wusste sie noch nicht, dass sie selbst unter einer genetisch bedingten, fortschreitenden Herzmuskelschwäche leidet, die sich durch Schock und Trauer über den Verlust dann mit aller Vehemenz meldete.
Seit klar ist, dass sie möglicherweise nicht die von ihr "anvisierte Ewigkeit zur Verfügung hat", hat Lewina laut eigenem Bekunden ein besonderes Interesse an dem crazy litttle thing called Sterben entwickelt. Wie geht man also das mit dem Leben etwas "bewusster" an? Was wünschen sich Trauernde von ihren Mitmenschen? Was wollen wir hinterlassen? Und wie wollen wir sterben?
Gewohnt direkt und nicht selten sogar flapsig im Ton, teilt Katja Lewina in 11 Essays die Antworten, die sie auf Fragen wie diese gefunden hat.
Eine Rezension von Mareike Ilsemann
Literaturangaben:
Katja Lewina: Was ist schon für immer. Vom Leben mit der Endlichkeit
DuMont Verlag, 2024
144 Seiten, 20 Euro