Wie geht es weiter mit den Gammel-Häusern von Münster-Coerde?
Lokalzeit Münsterland. 19.09.2024. 03:06 Min.. Verfügbar bis 19.09.2026. WDR. Von Heike Zafar.
Gammel-Häuser von Münster-Coerde - Situation weiter angespannt
Stand: 16.01.2025, 11:16 Uhr
In der Unistadt Münster sorgen die maroden Wohnungen des insolventen Wohnungsunternehmens DII für Schlagzeilen. Im Juli hatten die Mieter vorübergehend kein Wasser. Daraufhin hatte die Stadt Außentoiletten und Duschen vor dem Gebäude aufgestellt. Seit September gibt es für die rund 20 Häuser der DII einen Zwangsverwalter. Doch es gibt weiteren Ärger.
Von Heike Zafar
Früher hätte die Nebenkostenabrechnung zwischen 400 oder 600 Euro gelegen, jetzt seien es fast 1.300. Das berichtet ein Mieter im Gespräch mit einer WDR-Reporterin. Die Abrechnung sei erschreckend hoch. Und noch immer machen ein defekter Aufzug, Schimmel, Müll und Dreck weiter Probleme.
Mieser Zustand im Sommer 24
Im Sommer standen Container mit den Duschen und Außentoiletten vor dem Haus - weil das Wasser zwischenzeitlich nicht lief. Die Stadt Münster musste auch Sträucher und Wiesen schneiden lassen und den herumliegenden Müll entsorgen. Kurze Zeit später waren die Müllberge wieder da, der Schimmel und die Ratten waren niemals weg.
Der Schimmel und die Ratten waren niemals weg
Wer in eins der Hochhäuser an der Königsbergerstraße wollte, musste an herumliegenden Einkaufswagen, Chipstüten und demolierten Briefkästen vorbei, im klebrigen Treppenhaus sammelten sich die Gerüche aus den Wohnungen der neun Etagen, Bonbonpapiere, Kippen und Brötchentüten lagen überall herum.
"Der Aufzug ist seit mehr als einem Jahr kaputt", berichtete Ahmed Sadaa aus dem 6. Stock. Wenn er für seine Familie mit vier Kindern einkaufen ging, hatte er viel zu schleppen. Ältere Nachbarn aus den oberen Etagen seien kaum noch vor die Tür gekommen. Die Wohnung der Sadaas war penibel sauber und orientalisch üppig dekoriert. An den Wänden im Bad aber blühte trotzdem der Schimmel. Zig mal schon hatte er bei dem Vermieter angerufen, sagt Vater Ahmed Sadaa, aber niemand habe reagiert.
Gute Nachrichten
Es war eine gute Neuigkeit im September für die Mieter: Das Gericht hatte einen Zwangsverwalter für den Wohnungsbestand des insolventen Immobilienunternehmens DII bestimmt. Der habe Zugriff auf die Mieteinnahmen und könne sie dann für Reparaturen einsetzen, zeigt sich Stadtrat Arno Minas optimistisch.
Die Mieter würde das freuen, aber viele blieben skeptisch. "Es geht nicht nur um dieses eine Haus, es geht um Blocks mit 21 Häusern und überall gibt es Schäden", sagt Frank Green. "Wer soll denn jetzt diese Schrottwohnungen noch kaufen?", fragt er sich, auch der neue Zwangsverwalter könne doch all die Probleme nicht lösen.
Übrigens: Die Stadt Münster und das Jobcenter zahlen knapp 85.000 Euro Miete pro Monat für die nicht zahlungskräftigen Mieter der DII. Mietminderungen können sie nicht eigenständig festsetzen, sagen Vertreter vom MieterInnenschutzverein.
Vielmehr sollten die Betroffenen folgende Schritte beachten:
- Schaden dokumentieren (schriftlich und per Foto)
- Infos weiterleiten an die Stadt
- Miete "unter Vorbehalt" zahlen
- Beratung holen für mögliche Mietminderung
Die Mieter können nur schwer akzeptieren, dass sie mehr als 1.000 Euro für eine Vier-Zimmer-Wohnung zahlen sollen, in der die Wände schimmeln und der Balkon von Ratten mitgenutzt wird.