Bereits vor etwa einem Jahr hat die Stadt Bielefeld den Tierschutzverein sowie die Gruppe "Stadttauben Bielefeld" darüber informiert, dass sie ein Präparat mit dem Namen "Ovistop" zur Populationskontrolle der Stadttauben einsetzen will. Nun will Umweltdezernent Martin Adamski die Pläne in die Tat umsetzen:
Tierschutzverein ist entsetzt
Bei "Ovistop" handelt es sich um Maiskörner, die mit dem Wirkstoff "Nicarbazin" ummantelt sind. Dieser Wirkstoff wird zur Parasitenbekämpfung in der Mastgeflügelzucht eingesetzt. Ein Nebeneffekt von Nicarbazin ist, dass der Wirkstoff temporär unfruchtbar macht. Der Bielefelder Tierschutzverein und die Stadttaubengruppe Bielefeld halten den Einsatz der "Taubenpille" für tierrechtswidrig.
Sie zeigen sich entsetzt, dass die Stadt das wenig erforschte Mittel nutzen möchte. Stephanie Elsner von der Stadttaubengruppe Bielefeld: "Unsere offenen Fragen sind nicht beantwortet worden. Und unsere Argumente nicht entkräftet worden. Wir fragen uns zum Beispiel immer noch: Welche unabhängigen Langzeituntersuchungen liegen denn als Verhütungsmittel bei Tauben vor?"
Vorgehen der Stadt Bielefeld
Das Umweltdezernat sowie das Veterinäramt planen den Einsatz der "Taubenpille" ab dem kommenden Jahr. In zwei bis drei Jahren sollen dann belastbare Ergebnisse vorliegen, ob und in welchem Maße eine Reduktion der Tauben-Population stattgefunden hat.
Sie stützt sich bei ihren Plänen auf das LANUV, das Landesamt für Natur, Umwelt, Verbraucherschutz, das grundsätzlich den Einsatz von Tierarzneimitteln bei der unkontrollierten Vermehrung von Stadttauben rechtfertigt.
Wenig belastbare Daten zu Ovistop
Aber das LANUV hat auch geschrieben: "Es liegen keine Erkenntnisse für eine unverhältnismäßige Beeinträchtigung der behandelten Tauben als Nebenwirkungen des langfristigen Einsatzes des Wirkstoffes vor. Gleichwohl kann dies auch nicht ausgeschlossen werden." Kurz um: Es fehlen die Daten für einen langfristigen Einsatz des Mittels bei Tauben.
Auch der Bundesverband "Menschen für Tierrechte" sieht den Einsatz von Ovistop als höchst fragwürdig an. "Es gibt Studien in Spanien und Italien, die zwar eine Reduzierung der Stadttaubenschwärme zeigen, enthalten aber keine Untersuchungen dazu, ob und wie schwer Nebenwirkungen bei den Tauben auftreten." Untersuchungen des Mittels als Parasitenmittel bei Mastgeflügel ergaben, so der Bundesverband, dass eine Überdosierung zu schwerer Atemnot und Todesfällen durch Überhitzung führte.
Kostenpunkt für Bielefeld: 75.000 Euro
In Bielefeld muss das neue Stadttauben-Konzept jetzt noch durch die politischen Ausschüsse der Stadt. Falls das Konzept - das immerhin etwa 75 .000 Euro im Jahr kosten soll - befürwortet wird, soll mit Beginn des kommenden Jahres die Anti-Baby-Pille für die Stadttauben verteilt werden.
Unsere Quellen:
- Pressetermin Stadt Bielefeld
- Pressemeldung Bundesverband Menschen für Tierrechte
- Pressemitteilung Tierschutzverein Bielefeld
- WDR-Reporterin