Auftakt im Mordprozess gegen Autoraser
Lokalzeit aus Duisburg. 20.12.2024. 01:43 Min.. Verfügbar bis 20.12.2026. WDR. Von Thomas Becker.
Mordprozess: Raser kracht mit 119 km/h in Smart
Stand: 20.12.2024, 21:15 Uhr
Seit Freitag steht ein 28-Jähriger in Duisburg wegen Mordes vor Gericht. Er verursachte einen Unfall, bei dem eine 46-jährige Frau ums Leben gekommen war. Im Auto saßen auch ihr Mann und ihr Kind.
Die Frau saß auf dem Beifahrersitz eines Smart, am Steuer ihr Ehemann, dahinter der 10-jährige Sohn. Auch sie wurden schwer verletzt. An der Stadtgrenze von Essen und Mülheim waren sie gerade von der A40 auf eine Hauptstraße abgebogen, als der Wagen des Unfallfahrers sie erfasste, mit etwa 120 km/h war er laut Anklage fast 70 Kilometer zu schnell. Unmittelbar zuvor soll der Essener über eine rote Ampel gerast sein.
Fahrer in Untersuchungshaft
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Familie gerade abbiegen wollte, als der 28-Jährige ihr Auto seitlich erfasste. Die Beifahrerin starb knapp zwei Stunden später im Krankenhaus. "Dem Angeklagten war es bewusst, dass er mit seiner riskanten Fahrweise Menschenleben gefährdet", heißt es in der Anklage.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-Jährigen einen vollendeten Mord und versuchten Mord in zwei Fällen vor, außerdem ein verbotenes Autorennen. Heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen soll er gehandelt haben. Schon kurz nach dem Unfall, bei dem er selbst schwer verletzt wurde, kam er in Untersuchungshaft. Dort sitzt er nach wie vor.
Mehrere rote Ampeln überfahren
Schon deutlich vor dem Unfall soll der 28-Jährige auf der Aktienstraße in Mülheim viel zu schnell unterwegs gewesen sein. Im Zickzackkurs soll er im Seat Cupra andere Fahrzeuge überholt und schon dabei mehrere rote Ampeln überfahren haben. Um das aufzuklären, hat die Staatsanwaltschaft zahlreiche Zeugen benannt.
Angehörige möchten Antworten
Zum Prozessauftakt kamen auch der Ehemann und die 20-jährige Tochter der Getöteten ins Gericht. Sie nehmen als Nebenkläger am Verfahren teil. Das ermöglicht ihnen zum Beispiel, selbst Fragen an Zeugen oder an den Angeklagten zu stellen. Die Hintergründe der Todesfahrt sind noch völlig unklar. Auch deshalb nehme die Familie am Prozess teil, sagte Carsten Engel, der Anwalt der Hinterbliebenen am Rande des Prozesses der Deutschen Presse-Agentur. "Sie möchte Antworten haben, warum so etwas passiert ist." Die Tat spreche für "Rücksichtslosigkeit".
Angeklagter schweigt bisher
Der Angeklagte selbst schwieg am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen. Die Verhandlung war nach dem Verlesen der Anklageschrift bereits wieder vorbei. "Ich hätte mir gewünscht, dass der Angeklagte zumindest irgendein Wort des Bedauerns an die Hinterbliebenen richtet", sagte Anwalt Engel zur dpa. "Doch wir haben nichts gehört - auch im Vorfeld des Prozesses nicht." Die Strafkammer hat insgesamt elf Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte Ende März fallen.
Unsere Quellen:
- Landgericht Duisburg
- Deutsche Presse-Agentur (dpa)