Auch Stunden nach dem verheerenden Brand in einem Solinger Mehrfamilienhaus stehen noch dutzende Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr auf der Grünewalder Straße. Ungefähr 200 Meter vor dem Mehrfamilienhaus, das nachts lichterloh brannte, weht noch das rot-weiße Absperrband.
Immer wieder bleiben Passanten vor dem Absperrband stehen. Einige wissen nicht, was hier passiert ist - tauschen sich untereinander aus und sind schockiert darüber, welch dramatische Szenen sich hier in den frühen Morgenstunden abgespielt haben.
"Was würde ich machen in so einem Fall?"
"Eine ältere Dame erzählte mir gerade, was passiert ist. Dass ein Vater mit seinem Kind aus dem Fenster gesprungen sein soll und dass wohl ein anderes Kind verstorben ist. Das ist furchtbar, ich bin selbst Mutter und wohne im dritten Stock. Man fragt sich sofort: Was würde ich machen in so einem Fall? Würde ich auch springen?", erzählt Ronja Kroll, die mit ihrem Kind auf dem Weg zum Kinderarzt an der Unfallstelle vorbeikommt.
Zu diesem Zeitpunkt hat die Feuerwehr bereits drei Tote aus dem Gebäude geborgen. Ein Säugling wird noch vermisst.
Sorge um Bekannten
Hardal Cüneyit betreibt einen Imbiss unweit des abgebrannten Mehrfamilienhauses. Mehrere Bewohner des Hauses seien seine Kunden gewesen, erzählt er. Während er mit uns redet, tippt er nervös auf seinem Smartphone und versucht einen Bekannten zu erreichen, der dort gewohnt hat.
Und tatsächlich, sein Freund ruft ihn zurück und erzählt, dass er auf einen benachbarten Balkon gesprungen sei, um sich zu retten. Er ist leicht verletzt. Hardal Cüneyit ist erleichtert.
Nichts ahnend aufgestanden
Einige Anwohner haben erst aus den Nachrichten von der Tragödie erfahren. So auch Ulrike Clemens, die nahe dem abgebrannten Mehrfamilienhaus wohnt.
Heute Morgen war sie noch nichts ahnend aufgestanden. "Obwohl wir immer Fenster aufhaben, wir haben nichts gehört und heute Morgen habe ich noch gedacht, warum fahren so viele Autos bei uns vor der Türe. Und dann hab ich es um 9 Uhr in den Nachrichten erst gesehen."
Heribert Nüse kommt gerade vom Einkaufen und erfährt von Reportern, was nur wenige hundert Meter von seinem Zuhause passiert ist. Er fühlt vor allem mit den Menschen, die ihre Angehörigen bei dem Brand verloren haben.
"Das ist absolut traurig, da werden bei mir sogar Kriegserinnerungen wach. Traurig für die Angehörigen. Ich habe auch schon meine Eltern verloren, meine Frau, mein Kind durch Krankheit. Das ist furchtbar", erzählt der 86-Jährige.
Ganze Familie gestorben
Am späten Mittag dann die traurige Gewissheit: Eine ganze Familie ist bei dem Brand im Dachgeschoss des Mehrfamilienhauses gestorben. Ein Polizist ist den Tränen nahe, als auch der vermisste Säugling tot aufgefunden wird: "Das nimmt uns alle mit. Das ist auch für uns kein alltäglicher Einsatz."