Fünf IT-Sicherheitsspezialisten sitzen in Normalfall im neuen Nationalen IT-Lagezentrum. Sie blicken auf Dutzende Monitore und eine riesige Videowand. Dort laufen die Informationen über Netzaktivitäten und Auffälligkeiten aus ganz Deutschland zusammen – rund um die Uhr. Im Ernstfall könnten hier bis zu 100 Fachleute gleichzeitig zusammenarbeiten.
"Bedrohungslage im Netz ist hoch“
Das bisherige Lagezentrum war nach mehr als zehn Jahren technisch längst veraltet. Jetzt sei man auf dem neuesten Stand der Technik, sagt Sebastian Brück, der Leiter des Informationsdauerdienstes im Nationalen IT-Lagezentrum. Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser war das dringend nötig, denn sie hält die Bedrohungslage im Cyberraum für hoch.
Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Computersysteme in Behörden, Unternehmen oder kritischen Infrastrukturen. Auch die Demokratie selbst sei immer mehr ein Angriffsziel für staatliche Akteure und so genannte Hacktivisten. Insbesondere seit dem Angriffskrieg Putins in der Ukraine habe man registriert, "dass sowohl staatliche Einflüsse und Angriffe als auch Hacker-Angriffe unwahrscheinlich zugenommen haben“, sagte Faeser.
Cyberangriffe auf Demokratie
Attacken zum Beispiel auf Webseiten von Parteien oder auf Social-Media-Accounts von politischen Kandidaten haben aus Sicht von Faeser ein klares Ziel: Die Angreifer wollen die Demokratie destabilisieren. Dazu könnten zum Beispiel auch KI-generierte, gefälschte Videos von Politikern oder ganze gefälschte Nachrichtenseiten dienen. Mit ihnen sollen Bürger manipuliert und öffentliche Debatten mit Lügen beeinflusst werden, warnt die Bundesinnenministerin.
Außerdem sei es wichtig, auch die Wahlbehörden vor möglichen Hackerangriffen zu schützen und eine sichere Übermittlung von Wahlergebnissen zu gewährleisten. Diese Gefahr nehme man gerade in einem Jahr mit drei anstehenden Landtags- und einer Europawahl besonders ernst, erklärte Nancy Faeser bei der Eröffnung des IT-Lagezentrums in Bonn.
IT-Sicherheit noch nicht genug im Bewusstsein
Die Sicherheit im Netz ist in vielen Bereichen immer noch nicht ausreichend in den Köpfen verankert, warnt Claudia Plattner, die Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das belegt wohl auch das meistgenutzte Passwort des Jahres 2023. Das lautete schlicht: 123456789.
Deshalb hat das BSI, bei dem das Nationale IT-Lagezentrum angesiedelt ist, gleichzeitig zu dessen Eröffnung auch den Startschuss für die Initiative "Cybernation Deutschland“ gegeben. BSI-Präsidentin Plattner will damit unter anderem mehr Bewusstsein für das Thema Cybersicherheit schaffen.
Unsere Quellen:
Reporter vor Ort