Die Bedohung durch Cyberangriffe wächst - unabhängig von Branche und Größe des Betriebs, so der Tenor der Tagung am Freitag. Über 220 Milliarden Euro Schaden pro Jahr entsteht der deutschen Wirtschaft laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom.
Minister Reul: Auch Kleinigkeiten helfen
Innenminister Herbert Reul: "Viele denken, das betrifft mich nicht, bis sie selbst Opfer eines Angriffs werden." Dabei könnten schon viele Kleinigkeiten das Risiko minimieren, das fange mit sicheren Passwörtern und regelmäßigen Updates der eigenen Software an. Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf appellierte an die Firmen, nach einem Angriff unbedingt die Polizei einzuschalten.
Im Münsterland waren im Vorjahr zum Beispiel die FH Münster und der Tiefkühlgerichte-Hersteller "Apetito" aus Rheine betroffen. Ein gebranntes Kind ist auch die Westfalen AG mit Sitz in Münster. Sie produziert Gase für Industrie und Medizin und verkauft Kraftstoffe, Wasserstoff und Strom. Ein Milliardenunternehmen, von dem viele abhängig sind.
Auf einen Schlag alles verschlüsselt
Es war der 19. Januar 2021: Abends funktionieren auf einmal alle Endgeräte wie Laptops nicht mehr so wie gewohnt. Die Angreifer hatten das Rechenzentrum und das Backup-Zentrum der Westfalen AG auf einen Schlag verschlüsselt. Vermutlich hatten die Angreifer schon vorher bei dem Unternehmen Kennwörter ausgelesen. Auf Geldforderungen geht das Unternehmen aber nicht ein. Dafür muss es seine IT-Systeme komplett auf links drehen und neue Sicherheitssysteme einbauen. In der Summe hat das rund zwei Millionen Euro gekostet. Bis alles wieder lief, dauerte es ein Jahr.
Fahrplan für den Fall der Fälle
Den Kongress organisiert hatten die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen sowie die Polizei Münster. Rund 300 Geschäftsführende und IT-Verantwortliche aus kleinen und mittelständische Unternehmen nahmen daran teil. Am Ende zog Fritz Jaeckel von der IHK Nord Westfalen ein positives Fazit: "Wir haben heute wichtige Multiplikatoren der Region zum Thema Cybercrime vernetzt." Viele Firmen hätten nun auch einen Fahrplan für das Krisenmanagement nach einem Digitalangriff.
Über dieses Thema berichten wir am 03.03.2023 in den Lokalzeit-Regionalnachrichten (WDR2) und in der Lokalzeit Münsterland im WDR-Fernsehen.