Es ist still in der Klasse 3A in der ersten Stunde. Alle hören genau zu, denn die Lehrerin erklärt gerade, worauf es bei einer Personenbeschreibung ankommt. Da ist schon Sprachvielfalt gefragt. Das ist für die Schüler und Schülerinnen nicht einfach. Besonders schwierig ist es aber für die vier ukrainischen Kinder in der Klasse. Manche von ihnen sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Für sie hat Vaselina Besedina eine spezielle Vokabelliste mit den wichtigsten Wörtern vorbereitet. Sie ist nämlich selbst Ukrainerin und vor zwei Jahren geflohen, als der Krieg angefangen hat.
Mit den Worten: "Ich bin Deutschlehrerin, ich brauche Bücher und dann kann ich Deutschkurse geben", hat Vaselina Besedina sich nur einen Tag nach ihrer Ankunft in der Dürener Flüchtlingsunterkunft im März 2022 bei den örtlichen Politikern gemeldet. Nach nur einer Woche hat sie den Deutschkurs für die frisch geflüchteten Frauen auf die Beine gestellt und ihnen damit eine Chance ermöglicht. Eine Chance auf Teilhabe und auf die Gelegenheit für eine kurze Zeit auf andere Gedanken zu kommen.
Ukrainerin als Chance für geflüchtete Kinder
In der Ukraine hat Vaselina Besedina Deutschkurse für Erwachsene gegeben. Hier in Deutschland unterrichtet sie jetzt Kinder. Die Grundschule in Düren Merken hat die Lehrerin direkt ins Kollegium geholt, als die ersten ukrainischen Kinder aufgenommen wurden. Die Rektorin Eva-Maria Rinkens-Seebald erinnert sich:
Auf der Flucht allein mit drei Kindern
Zurückgelassen hat Vaselina Besedina in der West-Ukraine ihren Mann. Als die ersten Bomben vor genau zwei Jahren fielen, hatten sie als Paar entschlossen, dass es besser ist, wenn sie sich und die drei Kinder in Sicherheit bringen und fliehen würde.
In der Dürener Grundschule spielt der Krieg für das Miteinander der Kinder keine Rolle. Im Gegenteil: Hier halten alle Kinder aus den verschiedensten Nationen zusammen. Und auch die Traurigkeit der geflüchteten Kinder kann Vaselina Besedina oft vertreiben. "Ich bin wie eine zweite Mutter für die ukrainischen Kinder und auch für ihre Eltern", sagt sie. Das liegt wohl daran, dass sie als selbst geflüchtete Lehrerin viel Verständnis bieten kann und das eben nicht nur sprachlich.