Routiniert trägt Landwirt Alfred Stops stapelweise Eierpaletten von der Ladefläche seines Pick-ups in einen kleinen Raum. Ein Tisch und unzählige Eierkartons. Ei für Ei packt Alfred Stops in Zehnerkartons. Die Eier kommen frisch aus dem Stall und sind für den Automaten an der Hofeinfahrt bestimmt. Der Landwirt liebt seine Arbeit. In fünfter Generation betreibt er den kleinen Hof in Rasseln bei Mönchengladbach.
In den letzten Jahren ist es für ihn und viele seiner Kollegen immer schwieriger geworden verlässlich planen zu können. "Die Politik kann uns nicht sagen, wo es hingeht und wo es sich lohnt zu investieren", sagt der Landwirt. Die Agrarwirtschaft ist in den letzten Jahren immer schnelllebiger geworden. Heute Kartoffeln, morgen Eier und übermorgen Gurken. Alfred Stops fehlen verlässliche Rahmenbedingungen.
Bauernproteste starteten vor einem Jahr
Auch deshalb stand er im Januar 2024 mit rund 50 Kollegen und Kolleginnen vor der Parteizentrale der SPD in Düsseldorf und hat demonstriert. Die geplanten Streichungen von Subventionen in der Landwirtschaft haben das Fass für viele Bauern zum Überlaufen gebracht. Über Wochen haben damals tausende Landwirte in ganz Deutschland demonstriert. Die Bundesregierung hat versprochen nachzubessern. Die Proteste ebbten ab.
Zu wenig Veränderung
Durch die Proteste ist unter anderem die Besteuerung von Kraftfahrzeugen von Landwirten ausgeblieben. Die Stilllegungspflicht für Flächen für das Antragsjahr 2024 wurde ausgesetzt. Vereinzelt wurde auch Bürokratie abgebaut. Für Alfred Stops ist das nur heiße Luft: "Es hat sich nichts getan, ganz einfach! Im Gegenteil! Die behördlichen Auflagen sind noch mehr geworden. Wenn drei Gesetzte abgeschafft werden, werden 13 wieder neu gemacht. Da kriegt man natürlich ne Krawatte!"
Er ist trotzdem froh bei den Protesten dabei gewesen zu sein. "Umsonst war es nicht, weil die Leute jetzt mehr drauf ansprechen. Vorher hatten sie es gar nicht auf dem Plan. Natürlich muss man mal laut werden, sonst hört einen keiner. Ganz einfach.", zieht er sein Fazit. Alfred Stops wünscht sich, dass die Politik gezielter kleine regionale Betriebe unterstützt. Er kritisiert, dass viele Subventionen an große Konzerne gehen, die mit den Geldern spekulieren.
Der Hof soll fit für die Zukunft sein
Momentan bewirtschaftet Alfred Stops den Hof weitestgehend alleine. Sein 83-jähriger Vater unterstützt ihn. Der 15-jährige Sohn macht dieses Jahr seinen Schulabschluss und will auf dem Hof einsteigen. Deshalb baut Alfred Stops den Betrieb aktuell wieder aus. Seinem Sohn rät er, sich parallel ein zweites Standbein zu suchen. Gleichzeit freut er sich aber, dass der Familienbetrieb auch in diesen Zeiten von der nächsten Generation fortgeführt wird.
Unsere Quellen
- WDR-Reporter vor Ort
- Deutscher Bauernverband
- Bundesregierung