Die Lokführer-Gewerkschaft GdL ist bei den im Herbst beginnenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn neben einer deutlichen Lohnerhöhung auch auf eine Verkürzung der Arbeitszeit aus.
Zu den Kernforderungen gehören: 555 Euro mehr Lohn, eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent sowie eine Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter, ohne dass der Lohn anteilig abgesenkt wird. Außerdem will die GdL eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro durchsetzen. Die Laufzeit des Tarifvertrags solle maximal zwölf Monate betragen.
Forderungen der GdL kommen mitten in EVG-Tarifverhandlungen
Die Forderungen der GdL kommen mitten im laufenden Tarifkonflikt der Deutschen Bahn mit der weit größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die mit der GdL konkurrierende EVG verhandelt seit Ende Februar mit der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Bahnunternehmen. Sie fordert unter anderem ein Gehaltsplus von 650 Euro pro Monat beziehungsweise 12 Prozent bei den oberen Lohngruppen.
Die Tarifverhandlungen der jeweiligen Gewerkschaften mit der Bahn wirken sich aber nur sehr begrenzt aufeinander aus, erklärt Lovis Krüger aus der WDR-Wirtschaftsredaktion. "Die EVG und die GdL verhandeln unabhängig voneinander mit der Bahn und setzen sich jeweils für ihre Mitglieder ein, und sie setzen unterschiedliche Schwerpunkte im Tarifstreit. Ich gehe nicht davon aus, dass die EVG jetzt plötzlich neue Forderungen an die Bahn formuliert und den laufenden Tarifkonflikt weiter eskaliert."
Bis November keine weiteren Warnstreiks?
Und was heißt das alles für kommende Streiks? Krüger rechnet damit, dass die GdL ihre Forderungen mit neuen Bahnstreiks durchsetzen wird. Sie darf aber erst ab November wieder streiken, weil bis Ende Oktober eine Friedenspflicht gilt. "Die EVG könnte jederzeit streiken", so Krüger. Allerdings wolle sie nicht zu Streiks aufrufen, solange sie mit der Bahn am Verhandlungstisch sitze. "Wenn Bahn und EVG einen neuen Tarifvertrag abschließen, gibt es bis November dann keine weiteren Bahnstreiks", erklärt Krüger.
Die Deutsche Bahn hat die Forderungen der GdL nach eigener Aussage zur Kenntnis genommen. Sie will diese "zu gegebener Zeit prüfen und bewerten".