Helene Kröller-Müller und Henry van de Velde. Sie sammelt Kunst, er entwirft das Museum dazu - in einem Naturschutzpark: De Hoge Veluwe in Otterlo. Lichtdurchflutete Räume für eine Privatsammlung, die Schätze aus fünf Jahrhunderten umfasst und 1938 der Öffentlichkeit übergeben wird. Zusammengetragen hat sie eine Frau, die aus dem Ruhrgebiet stammte, den niederländischen Kaufmann Anton Kröller heiratete und ihn für die Kunst begeisterte: "Ist es nicht eine große Befriedigung, dass mein Mann mit Freude für 60.000 Gulden Bilder kauft?"
Architektur als Dienerin der Kunst
In Otterlo ist die Architektur ganz Dienerin der Kunst. Vornehm, zurückhaltend, mit viel Platz für Malerei und Skulptur gestaltet sie Henry van de Velde. Er setzt auf Tageslicht, gruppiert die Säle um einen Innenhof.
Herzstück der Sammlung bilden über achtzig Ölgemälde von Vincent van Gogh. Erworben ab 1906, als kaum jemand ihren Wert kannte. Über dreißig Jahre sammelt Helene Kröller-Müller, stellt zusammen, was ihr das Beste erscheint. Fasziniert vom Pointillismus, kauft sie in Paris Werke des früh verstorbenen Paul Seurat. Darunter eines seiner wenigen großformatigen Bilder: "Le Chahut" - der Klamauk.
"Mein Haus muss Ausdruck von etwas Ganzem sein, muss mit seinem ganzen Inhalt sagen, was meine Überzeugung geworden ist, eine Stütze für alle, die nach uns kommen", so Helene Kröller-Müller. Ein Jahr lang leitet sie ihr Museum. Als sie 1939 stirbt, wird ihr Sarg inmitten ihrer Sammlung aufgebahrt. Ihre Vision, das Nebeneinander verschiedener künstlerischer Entwicklungen zu präsentieren, war Wirklichkeit geworden. Kunst mit Ausblick in die Natur - in einem Museum, das sich wie die Sammlung ständig erweitert und neue Wege geht. 1953 mit einem Anbau von Henry van de Velde.
Buchtipp
Thomas Föhl: Henry van de Velde.
Architekt und Designer des Jugendstils
wtv Weimarer Taschenbuch Verlag 2010, Preis: 34 Euro
Autorin: Martina Müller