Mit ihrem Nein zum Sanierungsplan hat sich die Belegschaft in Bochum auf dünnes Eis begeben: Am Freitag (22.03.2012) hielt die Opel AG an ihrem Kurs fest und stellte klar, dass es keine weiteren Verhandlungen über die Zukunft des Werks geben werde. Die Autoproduktion werde Ende 2014 beendet. Für den Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel ist das letzte Wort dagegen noch lange nicht gesprochen. Das mögliche Ende der Autoproduktion schon 2014 hält er für eine leere Drohung. Eine Verlagerung sei "aufgrund hoher Investitionen und fehlender Fachkompetenz in anderen Werken unsinnig", hatte der Betriebsrat in einem Flugblatt erklärt.
Ruf nach neuen Gesprächen
Einenkel hatte den Sanierungsplan vehement bekämpft, weil darin klare Zusagen des Unternehmens für den Erhalt von Arbeitsplätzen fehlten. Er verlangt weitere Verhandlungen mit dem neuen Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der den defizitären Autobauer erst seit Anfang März führt. Dieser, so Einenkel, sei nicht an den Verhandlungen beteiligt gewesen.
Auch Landespolitiker meldeten sich mit der Forderung nach weiteren Gesprächen zu Wort, so NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD). Der bedauerte zugleich das Nein der Belegschaft zum Sanierungsplan: Er sei nicht das Optimum gewesen, hätte aber eine Perspektive "für einen längeren Zeitraum" gegeben. Oppositionspolitiker Dietmar Brockes (FDP) verknüpfte die Aufforderung an Gewerkschaften und Konzernführung mit dem Vorwurf, die Regierung habe noch keine Zukunftsperspektive für den Standort entwickelt.
Satte Mehrheit gegen den Sanierungsplan
Die Beschäftigten in Bochum hatten am Donnerstag den Sanierungsplan mit klarer Mehrheit abgelehnt - nach Angaben der IG Metall mit einer satten Mehrheit von 76,1 Prozent. Sie folgten damit einer Empfehlung des Bochumer Betriebrats. Das Unternehmen bedauerte das Abstimmungsergebnis und stellte klar: "Die Zafira Tourer Produktion und der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen werden Ende 2014 auslaufen." Auch die nach den monatelangen Verhandlungen vorgesehene Ansiedlung eines Komponentenwerks in Bochum sei vom Tisch. Der Kündigungsschutz gilt für den Standort nur noch bis Ende 2014.
Rund 3.500 Arbeitsplätze in Gefahr
Mit dem zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmen erarbeiteten Tarifvertrag sollte das Aus für die Fahrzeugproduktion um zwei Jahre verschoben werden. Nach 2016 sollten Bochum eine Teilefertigung und ein Ersatzteillager mit zusammen 1.200 Arbeitsplätzen bleiben. Derzeit hat Opel dort noch 3.200 direkt beim Unternehmen beschäftigte Mitarbeiter, inklusive der ausgelagerten Bereiche stehen gut 3.900 Menschen auf der Gehaltsliste von Opel. Wenn nicht weiter verhandelt wird, würde Opel nach heutigem Stand 2015 nur noch rund 420 Menschen im Warenverteilzentrum beschäftigen. Die IG-Metall-Mitglieder an den drei Opel-Standorten Rüsselsheim, Kaiserslautern und Dudenhofen hatten den Tarifvertrag bereits mit großer Mehrheit angenommen. Ein Nein in Bochum hat darauf keine Auswirkungen.