Schaden größer als gedacht beim Dionysos-Mosaik
Experten haben Sturmschäden begutachtet
Stand: 15.06.2007, 15:05 Uhr
Das antike Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum wird auf unbestimmte Zeit eine Baustelle bleiben. Glasscheiben, die während des Orkans Kyrill heruntergestürzt waren, haben das Mosaik nicht nur zerkratzt, sondern auch viele Steine gelockert.
Das war schon ein kleiner Schock, als uns Professor Merzenich gezeigt hat, was alles kaputt ist", sagte Museumsleiter Hansgerd Hellenkemper zu WDR.de. Christoph Merzenich von der FH Erfurt untersucht seit Mittwoch (13.06.2007) das Dionysos-Mosaik. Zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen des Zentralinstituts für Restaurierung in Rom, hockt er in gebückter Haltung auf Styroporplatten und betrachtet einen "Musterausschnitt" Stein für Stein. Dieser Abschnitt ist repräsentativ für das gesamte Mosaik. Hier untersuchen die Experten die Schäden und probieren Restaurierungstechniken aus, die später auf die gesamte Fläche angewendet werden sollen.
Das Problem: die unsichtbaren Schäden
Rund 120 sichtbare Schäden haben die Mitarbeiter des Museums bisher gezählt. Meist handelt es sich um Schrammen. "Wir haben bei unseren Untersuchungen aber relativ schnell festgestellt, dass es auch zahlreiche unsichtbare Schäden gibt", sagt Christoph Merzenich. An diesen Stellen sind die Mosaik-Steine selbst zwar unbeschädigt, aber sie haben sich gelockert und halten nicht mehr in ihrem ursprünglichen Mörtel-Bett. Diese Schäden waren zunächst nicht bemerkt worden. Museumsleiter Hellenkemper befürchtet, dass es insgesamt nun etwa 240 Schadstellen geben könnte.
Dass es so viele unsichtbare Schäden gibt, liegt an der Unterkonstruktion des Mosaiks. Die besteht aus neun Säulen. Als die Bruchstücke der drei jeweils 300 Kilo schweren Glasscheiben herunterkrachten, wurde der Unterbau in Schwingung versetzt und das gesamte Mosaik durchgeschüttelt. So entstanden unsichtbare Schäden an Stellen, die nach ersten Begutachtungen nicht betroffen zu sein schienen. Wann das Mosaik endgültig restauriert sein wird, ist noch nicht absehbar.
Schaden im siebenstelligen Bereich
Für die Restaurierung der sichtbaren Schäden hat Christoph Merzenich unterdessen schon einen Plan: Die Mosaiksteine sollen zunächst gesäubert werden. Defekte Steine werden "wie beim Zahnarzt" mit einer Gipsmasse aufgefüllt und später farbig retuschiert, damit sie ins Gesamtbild passen.
Die Besucher des Römisch-Germanischen Museums können mittlerweile wieder ungehindert an das Mosaik herantreten. Und wenn das Expertenteam gerade bei der Arbeit ist, sogar die Restauratoren bei der Arbeit beobachten. Der materielle Schaden liegt laut Museumsleiter Hellenkemper schätzungsweise im "siebenstelligen Bereich". Das Mosaik ist mit einer Summe von 15 Millionen Euro versichert. Zurzeit werde noch geprüft, ob die Abdeckung des nahegelegenen Brunnens mit Holzbrettern möglicherweise fahrlässig gewesen sei. Diese Bretter hatten sich durch den Sturm gelöst und die Scheiben des Museums durchschlagen.