Die letzten Besucher hatten das Museum längst verlassen, als gegen 19 Uhr am Donnerstagabend (18.01.2007) die Alarmanlage des Römisch-Germanischen Museums in Köln anschlug. Bereitschaftsdienst und Polizei waren sofort vor Ort. "Es war schnell klar, was los war", sagte die stellvertretende Leiterin des Museums, Friederike Naumann-Steckner. Sturmtief "Kyrill" hatte lose Holzbohlen, die einen nahegelegenen Brunnen abdeckten, quer über die Domplatte und durch drei Fensterscheiben geschleudert. Die Trümmer fielen mit enormer Wucht auf das darunterliegende weltberühmte Dionysos-Mosaik aus der Römerzeit.
Glassplitter auf der ganzen Etage
Von dem doppelten Sicherheitsglas waren danach nur noch winzige Splitter übrig. Teile des Fensterrahmens wurden aus der Verankerung gerissen und die Abdeckung der Heizung wurde stark verbogen. "Ich bin nur froh, dass um diese Zeit kein Mensch auf dem Roncalliplatz war. Die herumfliegenden Teile hatten eine enorme Wucht", bestätigte Friederike Naumann-Strecker und fügte an: "Die Glassplitter sind einmal durch den ganzen Stock geflogen und lagen bis hinten an den Speisesaal."
Styroporplatten sollen Mosaik schützen
Die Spuren die Sturmtief Kyrill hinterlassen hatte, waren am Freitagmorgen längst nicht beseitigt. Auf dem Mosaik, das im dritten Jahrhundert nach Christus den Fußboden im Hauptraum einer römischen Villa zierte, lagen immer noch Glasscherben, Bretter und Holzbohlen. "Die erste Sorge war natürlich, ob dem Mosaik und dem Grabmal etwas passiert ist und wie es schnell gesichert werden kann", erzählte Naumann-Steckner. Restauratoren hatten das Mosaik noch in der Nacht mit Styroporplatten abgedeckt, da weiterhin die Gefahr besteht, dass Reststücke der Scheibe herunterfallen könnten.
Schaden noch nicht absehbar
Die beschädigte Fensterfront wurde von Handwerkern mit Holzverschalungen verschlossen, um das richtige Klima im Museum auch weiterhin zu gewährleisten. "Das hat uns sehr große Sorgen bereitet. Die ausgestellten Gläser in nächster Nähe zum Mosaik können keine starken Temperaturschwankungen vertragen", erklärt Naumann-Steckner. Welchen Schaden das weltberühmte Mosaik genommen hat, lässt sich derzeit noch nicht feststellen. "Das kann man nur sehen, wenn man ganz nahe am Mosaik dran ist", sagt dies stellvertretende Museumsleiterin. Erst dann seien mögliche Schäden erkennbar.
Untere Etage bleibt vorerst geschlossen
In den kommenden Tagen werden alle Mitarbeiter kräftig mit anpacken. Mit Staubsaugern wollen die Restauratoren die Glasscherben entfernen und sich langsam von einer Stelle zur nächsten vorarbeiten. "Wenn der Dionysos im Gesicht beschädigt ist, dann wäre das schon tragisch", bemerkt Friederike Naumann-Steckner. Das Römisch-Germanische Museum in Köln war einst um das Mosaik herumgebaut worden. Bis die Fensterfront mit neuem Sicherheitsglas ersetzt wird, werde es gute vier Wochen dauern. "Reparieren kann man alles, auch das Mosaik. Wie es danach aussehen wird, muss man abwarten", sagt Friederike Naumann-Steckner. Das Ausstellungsstück zählt zu den Favoriten der Besucher des Museum. Die untere Etage bleibt vorerst einmal geschlossen.