Die Folgen der Energiewende machen RWE schon seit längerem zu schaffen. Jetzt verschärft der Essener Konzern offenbar seinen Sparkurs. Wie mehrere Zeitungen und Nachrichtenagenturen am Freitag (10.08.2012) unter Berufung auf Unternehmenskreise berichteten, stellt der neue RWE-Chef Peter Terium 2.400 weitere Arbeitsplätze infrage. Diese Stellenstreichungen kämen zum bereits 2011 beschlossenen Wegfall von 8.000 der insgesamt 72.000 Jobs hinzu. Eine RWE-Sprecherin kommentierte die Berichte nicht und verwies auf die Vorstellung der Quartalszahlen in der kommenden Woche.
Neuer Chef auf Sparkurs
Betroffen sollen den Berichten zufolge vor allem Verwaltungsaufgaben wie Rechnungs-, Finanz- und Personalwesen sein. Der Jobabbau könnte somit den Konzern-Stammsitz in Essen sowie Standorte wie Dortmund und Köln treffen.
Ende Juni 2012 hatte Terium die Beschäftigten auf einen harten Sparkurs eingestimmt. "Durch den Kernenergieausstieg kommt weniger Geld in die Kasse, außerdem belasten uns ungünstige Gasverträge und die Brennelementesteuer", sagte der 48-jährige Niederländer in einem Interview. Sozialverträglich will der Manager die Kürzungen umsetzen. Durch Kostensenkungen, Verkäufe und Verlagerungen ins Ausland sollen offenbar Milliarden eingespart werden.
Das Kürzungsprogramm bei RWE ähnelt dem Abbaupaket beim Konkurrenten E.ON. Dort hatte Vorstandschef Johannes Teyssen bereits vor einem Jahr die Axt an bis zu 11.000 Jobs gelegt und mit dieser überraschenden Ankündigung die Arbeitnehmervertreter auf die Barrikaden gebracht. Auch bei RWE stehen Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften Verdi und IG BCE an.
Köln oder Essen für neue Sparte?
Angeblich will RWE zudem eine neue Konzernsparte gründen, in der sämtliche Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden gebündelt werden sollen. Laut einem Bericht der "WAZ" wird die neue Sparte, in der 18.000 Beschäftigte arbeiten sollen, zum Jahreswechsel an den Start gehen. Ziel sei es, durch die Neugründung mittelfristig Kosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. Wie die Zeitung weiter berichtet, soll der Standort für die Holding der neuen Kraftwerkssparte in Nordrhein-Westfalen liegen, infrage kämen unter anderem Essen und Köln. Bis zum Herbst solle darüber entschieden werden. Bestätigen wollte ein Konzernsprecherin die Berichte zwar nicht, sagte aber gegenüber dpa, dass solche Pläne derzeit geprüft würden.