Tunnel in Düsseldorf soll Hochstraße ersetzen

Stand: 27.09.2024, 17:47 Uhr

Rund 100.000 Autos fahren täglich über die Brüsseler Straße in Düsseldorf, eine Hochstraße aus dem Jahr 1959. Jetzt soll ein Tunnel her.

Von Markus Gröters

Wer oft von Düsseldorf aus in Richtung Mönchengladbach fährt, oder eben andersherum, kennt sie sehr gut: Die Brüsseler Straße. So heißt die B7, wenn sie als Hochstraße den Stadtteil Heerdt durchquert. Oder besser: ihn durchschneidet. So empfinden es zumindest die Bürgerinnen und Bürger hier. Sie stört. Sie ist laut. Sie teilt.

Lärmschutz ist ein großes Thema

Entsprechend groß ist der Andrang bei der Informationsveranstaltung, zu der die Stadt unweit der Straße eingeladen hat. Torsten Schönauer ist auch gekommen. Er wohnt auf der Benediktusstraße, die durch die Hochstraße in zwei Hälften geteilt wird.

Oberbürgermeister Stephan Keller bei der Infoveranstaltung | Bildquelle: WDR

"Natürlich ist das Thema Lärmschutz für uns ein ganz großes Thema. Deshalb haben wir ein großes Interesse daran, was aus der Straße wird. Ich bin auf jeden Fall für einen Tunnel!"

Die Hochstraße ist eine Bausünde

So wie er denken viele. Vorne weg Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), der sich in seiner Haushaltsrede gerade erst ausdrücklich für die Tunnellösung ausgesprochen hat.

Die Hochstraße ist eine Bausünde, die sich wie eine Narbe durch die Stadt zieht. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU)

"Sie ist ein Paradebeispiel für das autogerechte Bauen des letzten Jahrhunderts", so Keller. "Wir haben jetzt die einmalige Chance, das zu reparieren."

Kosten von über einer halben Milliarde Euro

In Zeiten knapper Kassen ist das sicher keine selbstverständliche Denkweise. Immerhin würde eine Untertunnelung der mehreren hundert Meter langen Strecke nach heutigen Schätzungen der Stadt deutlich über eine halbe Milliarde Euro kosten. Ein Neubau der Hochstraße wäre gut 400 tausend Euro günstiger.

Deutliche Wertsteigerung

Luftbild der geplanten "Grünen Mitte" | Bildquelle: Landeshauptstadt Düsseldorf/RKW Architektur

Den meisten Bürgern, die zum Infoabend gekommen sind, ist der Nutzen eines Tunnels aber mehr wert. So sollen laut Stadt auf der Tunneldecke Grünflächen entstehen; auch zusätzliche Wohnbebauung wäre möglich. Der Stadtteil könne so eine neue Mitte bekommen, heißt es.

Neben deutlich mehr Ruhe sieht Anwohner Herbert Meschede für sich noch einen ganz anderen Vorteil: "Ich habe dort Eigentum. Ich gehe schon davon aus, dass das Verschwinden der Hochstraße eine deutliche Wertsteigerung bedeuten würde. Ich bin auf jeden Fall für den Tunnel."

Gegenstimmen sind verhalten

Rufen sonst große Bauprojekte schnell viele Kritiker auf den Plan, sind die Gegenstimmen diesmal recht verhalten. Brigitte Knittlmayer zum Beispiel braucht keinen Tunnel, sagt sie: "Ich wohne nicht in der Stadt, um viel Grün um mich herum zu haben, oder damit es besonders ruhig ist." Mit ihrer Meinung ist sie bei der Bürgerveranstaltung aber recht allein.

Frühestens in zehn Jahren geht es los

Allerdings wird noch sehr viel Zeit sein, um über die Möglichkeiten des Ersatzbaus zu diskutieren. Frühestens im kommenden Jahr wird sich der Stadtrat zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigen. Bevor dann die ersten Bagger anrollen, können laut Stadt noch gut weitere zehn Jahre vergehen.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 27.09.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf.

Unsere Quellen:

  • Stadt Düsseldorf
  • Oberbürgermeister Stephan Keller