Das Studio Bonn wurde seit Beginn der 50er Jahre von Ludwig von Danwitz geleitet. Obwohl als Hörfunkkorrespondent engagiert, trat von Danwitz am 6. Oktober 1953 auch als Reporter der ersten Fernseh-Übertragung aus Bonn auf, einem Interview mit Bundeskanzler Konrad Adenauer. Bei dieser frühen "bimedialen" Arbeit blieb es noch mehrere Jahre lang.
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Die Auflösung des NWDR veränderte nicht nur die Rundfunklandschaft in Nordwestdeutschland, sondern wirkte sich auch auf eine am 10. Januar 1950 gegründete Institution aus: die "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland" (ARD). Problematisch war von Beginn an die höchst unterschiedliche Leistungsfähigkeit der in dieser Institution kooperierenden gleichberechtigten Partner. Zwangsläufig prägte der WDR, der bis zur Wiedervereinigung Deutschlands rund 25 Prozent zu diesem Programm beisteuerte, den Charakter der ARD in den meisten Sparten weit stärker als eine Anstalt, die daran nur mit drei Prozent beteiligt war. Der WDR ist daher nicht nur als Landessender für NRW von großer Bedeutung, sondern hat durch seine überregional verbreiteten Programme auch einen erheblichen Einfluss auf die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der gesamten Bundesrepublik.
Das Studio Bonn
Am 11./12. Februar 1954 beschlossen die Intendanten der ARD-Anstalten, in der Bundeshauptstadt ein gemeinsames Studio für Fernsehen und Hörfunk einzurichten. Die Realisierung wurde dem NWDR übertragen. Doch das Fernsehstudio blieb auch zehn Jahre nach seinem Start noch ein Provisorium. Dies änderte sich auch zunächst nicht, als der erste Leiter des Bonner ARD-Studios, Ernst Weisenfeld, seine Arbeit am 1. Februar 1964 aufnahm - er verfügte über keine eigene Technik, sondern fuhr zur WDR-Technik nach Köln.
Erst im September 1964 konnten in dem Studiogebäude an der Dahlmannstraße auch Fernsehsendungen produziert und ausgestrahlt werden - allerdings nach wie vor ohne ständiges Produktionspersonal. Das Gleiche galt auch für das 1960 im Bundeshaus installierte technische Equipment. Erst seit dem Beginn der 70er Jahre arbeitete das Bonner Fernsehstudio nicht nur redaktionell, sondern auch produktionstechnisch mit ständigem eigenen WDR-Personal.
Seit 1964 entsandte der WDR jeweils zwei leitende Mitarbeiter nach Bonn: zum einen den Leiter des Fernsehstudios, zum anderen den Leiter des Hörfunkstudios. Aber nicht nur die Studioleiter prägten dank ihrer wöchentlichen Bildschirm-Präsenz das Bild des Bonner Studios. Neben den Moderatoren waren es vor allem die Filmberichte und Politikerporträts , die im "Bericht aus Bonn" die Bonner Politik transparent machten. Weniger auffällig als der Bericht aus Bonn, aber quantitativ erheblich bedeutsamer waren die täglichen Berichte, die das Studio von Anfang an für die "Tagesschau" und seit 1979 für die "Tagesthemen" zu liefern hatte.
Das ARD-Studio DDR in Ost-Berlin
Anders als in Bonn war das ARD-Studio in Ost-Berlin in der gesamten Zeit seines Bestehens eine gemeinsame Einrichtung für Fernsehen und Hörfunk. Seine Gründung wurde durch den Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik ermöglicht, der am 21. Dezember 1972 geschlossen wurde und Journalisten, die aus dem anderen deutschen Staat berichten sollten, eine freie und ungehinderte Berichterstattung zusicherte.
Schon bald stellte sich heraus, dass die Berichterstattung aus der DDR nicht ganz so frei und ungehindert stattfinden konnte, wie im Grundlagenvertrag zugesichert. Eine sogenannte "Durchführungsverordnung" schrieb seit 1973 vor, dass die Korrespondenten ihre Beiträge beim Außenministerium der DDR anzumelden hatten. Oft vergingen Wochen und Monate, bis ein Beitrag genehmigt oder abgelehnt wurde. Solche Entscheidungen fielen in Wirklichkeit im Ministerium für Staatssicherheit, in wichtigen Fällen im Zentralkommittee der SED und manchmal entschied sogar der SED-Generalsekretär.
Die Auslandsstudios
Die ARD-Intendanten beschlossen im Oktober 1961 den Aufbau eines Korrespondentennetzes; die Welt wurde zu diesem Zweck auf die einzelnen Sender aufgeteilt, und es war naheliegend, dass dabei dem Westdeutschen Rundfunk als größter ARD-Anstalt die Berichterstattung aus journalistisch besonders interessanten Ländern übertragen wurde.
1962 eröffnete der WDR gemeinsam mit dem NDR ein Hörfunk-Büro in Brüssel, zuständig nicht nur für die Benelux-Staaten Belgien, Niederlande und Luxemburg, sondern auch für die Europäische Union und die NATO. Die Bedeutung des Studios nahm dank der Weiterentwicklung der europäischen Organisationen ständig zu und das Studio Brüssel wurde nach wenigen Jahren zum größten Auslandsstudio der ARD in Europa - und das ist es bis heute geblieben.
Die WDR-Studios in Osteuropa gewannen insbesondere in den 70er Jahren immer stärker an Gewicht, als ihnen die publizistische Begleitung der Ostpolitik der sozialliberalen Koalition zufiel. Die Korrespondenten in Moskau mussten mit höchst schwierigen Arbeitsbedingungen, die nicht nur wegen der Größe des Berichtsgebiets schwierig waren. Sie wurden phasenweise überwacht, ihre Telefone abgehört und ihre Berichte minutiös überprüft. Zugleich mussten sie Spielraum gewinnen, Vertrauen bei den Menschen, vor allem bei den Oppositionellen, finden und das System selbst durchschauen lernen.
Nicht wesentlich anders sahen die Bedingungen in der polnischen Hauptstadt Warschau aus, aus der seit 1956 der NDR-Korrespondent Ludwig Zimmerer auch für den WDR-Hörfunk berichtet hatte. In den 70er Jahren übernahm der WDR die Berichterstattung aus Polen. Die Korrespondenten vor Ort waren nicht nur Zeugen und Reporter zahlreicher aufregender Momente der jüngsten polnischen Geschichte, sondern trugen auch mit eher unpolitischen Beiträgen für die deutsch-polnische Verständigung bei.
Inzwischen hatten sich die Beziehungen zum französischen Nachbarn schon längst konsolidiert und erste Berichte gab es ab 1951, als Ernst Weisenfeld in einem Hotelzimmer mit seiner Arbeit begann. Zahlreiche klangvolle Namen sind außerdem für die Zeit bis 1985 untrennbar mit dem Pariser WDR-Studio verbunden, so zum Beispiel Bodo Morawe, Peter Scholl-Latour und Stefan Troller.
Die Federführung der Studios in den USA (Washington D.C. und New York) teilte sich der WDR im vierjährigen Wechsel mit dem NDR. Da die bimediale Arbeit angesichts der Ausweitung der Berichterstattung aus dem Ausland immer schwieriger wurde, endete Anfang der 70er Jahre auch in den nordamerikanischen ARD-Studios die Gemeinsamkeit von Hörfunk und Fernsehen. Mehrere Gründe sprachen außerdem dafür, dass in New York City 1972 ein eigenes Studio eingerichtet wurde: Die Stadt war Sitz der Vereinten Nationen, ihr supranationales Flair und ihr heftig pulsierendes kulturelles Leben boten Stoff für Fernsehberichte in Fülle und nicht zuletzt konnte New York auch als Ausgangspunkt für Beiträge aus Kanada genutzt werden.
Das Studio Beirut, das der Westdeutsche Rundfunk für die Hörfunkberichterstattung aus dem Nahen Osten einrichtete, war der kleinste, wurde aber im Laufe der Jahre der gefährlichste Auslandsposten. Die journalistische Arbeit vor Ort wurde schließlich so riskant, dass das Studio 1989 in die jordanische Hauptstadt Amman verlegt werden musste.
Der WDR übernahm 1977 das Studio Nairobi vom NDR. Obwohl in der Hauptstadt Kenias stationiert, ist es noch mehr als alle anderen Auslandsstudios im wahrsten Sinne des Wortes ein "Reisestudio", denn sein Berichtsgebiet umfasst den gesamten mittleren afrikanischen Kontinent.
Text (in gekürzter Fassung): Klaus Katz, Friederike Pohlmann
Quelle: Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 2: Der Sender: Weltweit nah dran 1956-1985, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2006.