Musik und Militär: Das sind die Eckpfeiler in John Leslie Humphreys‘ frühem Leben. Sein Vater fällt im Zweiten Weltkrieg, er selbst tritt 1953 mit 13 Jahren ins Musikkorps der britischen Marine ein. Hier wählt man ihn unter 5.000 Konkurrenten zum besten Jungmusiker.
1964 verlässt Humphreys die Navy im Rang des "Master Band Sergeant". Als er sich der Popmusik zuwendet und seinen Namen in Les Humphries ändert, ernennt er sich selbst zum General. Die von ihm gegründeten Bands regiert er mit eisernem Drill. Seinen Befehl müssen alle akzeptieren. "Und wenn nicht, gab's heiße Ohren", erinnert sich Jürgen Drews, der in den 70er Jahren Mitglied der berühmten "Les Humphries Singers" ist. "Im wahrsten Sinne des Wortes."
"Vier Damen vom horizontalen Gewerbe"
Geboren wird Humphries am 10. August 1940 in London. Er wird in ärmlichen Verhältnissen groß. Nach dem Krieg zieht die Mutter mit ihrem Sohn in ein Reihenhaus ins englische Städtchen Alton. Die Mutter fördert sein musikalisches Talent schon früh. Mit 18 Jahren darf Humphries "Queen Mum" Elizabeth Bowes-Lyon auf dem Klavier vorspielen. 1966 gründet er die Band "Peter & The Headlines", die sich bald in "The Summer Set" umbenennt und nach dem Willen ihres Gründers den Beatles Konkurrenz machen soll. Mit ihr tritt Humphries auch im legendären Star-Club in Hamburg auf.
Nach dem Ende der Band übernimmt Humphries im Federstreich Bandnamen und Plattenvertrag – nur, um sich kurz darauf Achim Reichels Pop-Psycho-Gruppe "Wonderland" anzuschließen, die von James Last promotet wird. Als 1969 ein guter Studio-Chor gesucht wird, gründet Humphries kurzerhand die international besetzten "Les Humphries Singer", die vor allem auch optisch etwas hermachen sollen: Laut den Erinnerungen von Jürgen Drews stehen in der Anfangsformation "ungefähr vier Damen vom horizontalen Gewerbe".
Titelmelodie zu "Derrick"
Die Rechnung, mit einer Mischung aus Sex and Drugs and Rock 'n' Roll zu punkten, geht auf: 1971 gibt es für "My Father’s House" die erste Goldene Schallplatte. Fortan sind die "Les Humphries Singers" mit ihrem Gute-Laune-Pop und Hits wie "Mama Loo", "Mexico" oder "Kansas City" Dauergäste im Fernsehen. Auf ihren Tourneen füllen sie drei Mal die Dortmunder Westfalenhalle. "Die war bestuhlt", sagt Drews. "Aber die Leute standen alle auf den Stühlen oder vor den Stühen, was auch immer."
1972 heiratet Humphries die Sängerin Dunja Raiter. Zwei Jahre später wird ihr Sohn geboren, der später selbst als Sänger und Gitarrist auftritt. Im selben Jahr schreibt Humphries die Titelmelodie zur ZDF-Kultserie "Derrick". Da ist auch sein eigenes Leben bereits zum Krimi geworden. Betrunken verprügelt er einen Fan, wirft Flaschen nach seinen Sängern und betrügt seine Frau. 1976 wird die Ehe geschieden. Als auch noch das Finanzamt wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe gegen ihn ermittelt, flieht Humphries 1978 zurück nach England. Seine Band löst sich auf.
Anfang der 90er Jahre startet Humphries mit seinen Sängern und "Spirit of Freedom" einen Comeback-Versuch. Aber der Titel floppt. Verbittert zieht er endgültig nach England, wo er 2007 mit 67 Jahren stirbt. Seine "Les Humphries Singers" aber singen immer noch.
Stand: 10.08.2015
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