Stichtag

13. September 1475 – Cesare Borgia wird geboren

Sex and Crime im Vatikan: Dafür steht während der italienischen Renaissance im 15. Jahrhundert der Name Borgia. Namentlich Alexander VI., vormals Rodrigo Borgia, steht im Ruf, ein skrupelloser Intrigant, brutaler Vergewaltiger und ruchloser Mörder zu sein. Vermutlich wird er durch Ämterkauf zum Papst gewählt. Tatsache ist, dass er als einer der ersten Kirchenoberhäupter seine vier unehelichen Kinder nicht mehr schamvoll vor der Öffentlichkeit versteckt, sondern sogar im politischen Ränkespiel benutzt.

Seinem ältesten Sohn Juan ernennt Alexander VI. zum Oberbefehlshaber über die päpstlichen Truppen. Lukrezia und Jofré verheiratet er günstig, um seine weltliche Macht weiter auszubauen. Sein Sohn Cesare Borgia aber soll sein Nachfolger werden.

Kardinal wider Willen

Geboren wird Cesare Borgia am 13. September 1475, vermutlich in Rom. Noch vor seinem zehnten Geburtstag wird er Bischof, gut acht Jahre später macht ihn Alexander VI. zum Kardinal: ein beispielloser Affront, der die Heilige Stadt in Freunde und erbitterte Feinde der Borgias teilt. Aber auch die Familie selbst ist zerrissen: Als Zweitgeborener fühlt sich Cesare gegenüber dem erklärten Lieblingssohn seines Vaters Juan stets unterlegen, was Hass und Eifersucht Vorschub leistet.

Der Stern Cesares beginnt erst richtig zu steigen, als der gefesselte Juan 1497 tot aus dem Tiber gefischt wird. Sofort versuchen die Gegner der Borgias, Cesare die grausame Tat in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich aber könnte es auch ein gehörnter Ehemann gewesen sein, der sich an dem als Sexprotz bekannten Juan rächen wollte. So oder so verhilft der Mord Cesare dazu, 1498 als neuer Oberbefehlshaber der vatikanischen Armee die verhasste Kardinalsrobe gegen Uniform und Schwert zu tauschen. Als der französische König Ludwig XII. den Papst um die Auflösung seiner Ehe bittet, erhält Cesare im Gegenzug die Grafschaft Valentinois, die der König extra zu diesem Zweck zum Herzogtum erhebt, und baut die Macht der Borgias dadurch auch über Italien hinaus weiter aus.

Von 20 Reitern abgeschlachtet

1499 heiratet Cesare Charlotte d’Albret, eine Verwandte Ludwigs XII. Dadurch wird er Mitglied des französischen Königshauses – und kämpft kurz darauf an der Seite des Königs gegen Mailand, das sich noch im selben Jahr kampflos ergibt. Anschließend beginnt Cesare den ersten von insgesamt drei Feldzügen gegen Städte und Fürstentümer in der norditalienischen Romagna, um sie mit dem Kirchenstaat seines Vaters zu einem einheitlichen Staat in Familienbesitz zu verbinden. Er erobert zahlreiche Städte, deren Verwaltung er reformiert. Durch diese rücksichtslose Zielstrebigkeit wird er nicht zuletzt zum Vorbild für den idealen Renaissancefürsten im Werk "Il Principe" (1513) des Florentiner Staatsphilosophen Niccolo Macchiavelli.

Anfang des 16. Jahrhunderts haben die Borgias ihre Macht derart ausgebaut, dass scheinbar nichts und niemand ihnen mehr in die Quere kommen kann. Doch dann stirbt Alexander VI. im Jahre 1503: ob durch Gift oder Malaria, bleibt ungeklärt. Mit Giuliano de la Rovere besteigt als Julius II. ein erklärter Feind des Borgia-Klans den päpstlichen Thron. Cesare muss vor dem neuen Herrscher auf die Knie gehen und um sein Leben betteln; sein Ruf ist dahin. 1504 wird er nach Folter in Spanien inhaftiert. Zwar gelingt ihm die spektakuläre Flucht und er kann zu seinem Schwager nach Pamplona fliehen, um an dessen Seite zu kämpfen. Als er sich im Größenwahn während der Belagerung der Festung Viana 1507 aber alleine einer Übermacht von 20 Reitern stellt, wird er buchstäblich abgeschlachtet.

Stand: 13.09.2015

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