Stichtag

29. März 1910 - Einweihung des Ozeanographischen Museums Monaco

Stand: 29.03.2015, 00:00 Uhr

1895 entdeckt Fürst Albert I. von Monaco einen noch unbekannten Tiefseetintenfisch. Der nach ihm benannte Lepidoteuthis grimaldii wird Anlass zum Bau eines der schönsten Ozeanographischen Museen der Welt. Jacques-Yves Cousteau ist später dort Direktor.

Im Mageninhalt eines harpunierten Pottwals findet ein Amateurmeeresforscher 1895 einen noch völlig unbekannten zehnarmigen Tintenfisch. Der Tiefseebewohner erhält den wissenschaftlichen Namen "Lepidoteuthis grimaldii", nach seinem Entdecker Albert Honoré Charles Grimaldi, Nachfahre einer alten Seefahrerdynastie und seit 1889 als Albert I. Fürst von Monaco.

Das Ozeanographische Museum am Felshang von Monaco-Ville | Bildquelle: dpa

Bei der Pariser Weltausstellung im Jahr von Alberts Thronbesteigung hat Monacos Pavillon großes Aufsehen erregt. Seither trägt sich der Zwergstaat-Monarch und Hobby-Ozeanologe mit der Idee, ein Institut zu schaffen, das seine Entdeckungen jedermann zugänglich macht. Um den Sensationsfund Lepidoteuthis grimaldii gebührend zu präsentieren, lässt Albert I. nun direkt an Monacos Steilküste eines der ersten und schönsten Meeresmuseen der Welt errichten. Nach elf Jahren Bauzeit kann er am 29. März 1910 das Ozeanographische Museum Monaco einweihen.

Staatsführung per Bordfunk

Eine "Liebeserklärung des Fürsten an das Meer" hat man das spektakulär gelegene Museum genannt. 100 Meter lang und 80 Meter hoch ragt der Prachtbau an der Felsklippe von Monaco-Ville über der Côte d’Azur auf. Über das pompöse Treppenhaus kommen die Besucher in Hallen mit beeindruckenden Walskeletten und Schiffsmodellen, Harpunen, Netzen und dem vollständigen Labor von Alberts Forschungsschiff "Hirondelle II". An den Wänden hängen Kuriositäten und Zeichnungen, die von einem eigens mitreisenden Künstler angefertigt wurden.

Fast sein ganzes Leben hat Fürst Albert auf den Weltmeeren verbracht und sich dabei zum leidenschaftlichen Anhänger der noch jungen Ozeanologie entwickelt. Die Staatsgeschäfte führt er – quasi nebenher und doch erfolgreich – per Bordfunk. Die vorherrschende Dekadenz seiner Zeit ist ihm verhasst. In seiner Autobiografie mit dem bezeichnenden Titel "Eine Seemannslaufbahn" schreibt der Fürst: "Unsere moderne Gesellschaft zeigt einen krankhaften Zustand, der gefährlicher ist als die einstige Barbarei. Durch verfehlte Erziehung missratene Existenzen werden Boudoirhelden, Lebemänner, Genussmenschen; ihr Gehirn dämmert dahin in den schalen Sensationen eines blasierten Lebens."

Mit Jacques Cousteau in die Moderne

Nicht weniger als 28 Expeditionen hat Albert I. unternommen. Er lässt Netze über den Meeresboden schleifen, jagt Pottwale und erkundet die Polarregion. Die Vielfalt der Meeresbewohner, die er erlebt, wird den Besuchern anfangs noch bunt gemischt und ohne Landschaften dargeboten. Erst nach dem Tod des 73-jährigen Fürsten im Jahr 1923 entstehen im Keller des Museums Aquarien mit für die damalige Zeit fantastischen Unterwasserpanoramen: Ein Quallenballett vor bläulich schimmerndem Hintergrund, Kopffüßler wechseln ihre Farbe und tropische Fische tummeln sich zwischen Korallen. Unter Leitung seines wohl bekanntesten Direktors Jacques Cousteau hält von 1957 an die Moderne Einzug in das Ozeanographische Museum Monaco.

Der weltberühmte Unterwasserfilmer sorgt für möglichst artgerechte Haltung in den Aquarien, richtet Labore zur Betreuung der Tierbestände ein und vernetzt das Haus mit internationalen Forschungsgremien und politischen Entscheidungsträgern ‒ etwa wenn es um den Kampf gegen die Versauerung der Meere geht, den sich der regierende Fürst Albert II. auf die Fahnen geschrieben hat. Wie bereits von dessen Ur-Ur-Großvater geplant spiegelt das Museum die Natur auch in der Ästhetik der Kunst. Überall finden sich kostbare Mosaiken, Gemälde und Skulpturen zum Thema Meer. Dem Prunkstück des Hauses kann man direkt in den Rachen schauen. Es ist der riesige, in Formaldehyd schwimmende Hai des britischen Bildhauers Damien Hirst.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. März 2015 ebenfalls an das Ozeanographische Museum Monaco. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.