Bei ihrer Gründung 1904 hat die Fédération Internationale de Football Association (Fifa) noch hehre Ziele. Ihre Gründungsväter, der Niederländer Carl Anton Wilhelm Hirschmann und der Franzose Robert Guérin, wollen den Ballsport vor allem zur Völkerverständigung nutzen. Was liegt da näher als eine Fußball-WM?
1905 macht Hirschmann auf dem zweiten Fifa-Kongress den Vorschlag zu einer Weltmeisterschaft. Zwölf Nationen werden eingeladen, in der Schweiz um eine eigens geschaffene Trophäe zu kämpfen. Keiner kommt, das Projekt scheitert kläglich.
Der DFB sagt Nein
Ein Vierteljahrhundert später sieht die Sache anders aus. Die Fußballturniere während der Olympischen Spiele in Paris und Amsterdam 1924 und 1928 sind ein großer Publikumserfolg gewesen. Die Fifa muss um ihre Stellung im Weltfußball bangen. 1928 stimmt eine große Mehrheit ihrer Landesverbände für eine Fußball-WM. Viele favorisieren Deutschland als Austragungsort, aber der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will das Großereignis weder organisieren noch will er daran teilnehmen: Die deutschen Kicker sind Amateure, die nicht gegen die Profis aus anderen Ländern antreten wollen. Schließlich fällt die Wahl auf Uruguay, dessen Mannschaft in Paris und Amsterdam Olympiasieger geworden ist.
Trotz Weltwirtschaftskrise und enormer Reisekosten kommt das Turnier 1930 mit insgesamt 13 Mannschaften zustande. Aus Europa sind Teams aus Frankreich, Belgien, Jugoslawien und Rumänien angereist. Nicht zuletzt wegen der 18-tägigen Anfahrt sind sie aber völlig chancenlos: So hat der jugoslawische Torwart Milovan Jakšić auf der von Tanzen, Trinken und Singen geprägten Schiffsreise stolze 16 Kilo zugenommen.
Leibwächter für den Schiedsrichter
Ohnehin ist in Südamerika ein moderner Fußball entstanden, der sich durch das Zusammenspiel herausragender Dribbelkünstler auszeichnet und mit dem der europäische Fußball nicht mithalten kann. Die Favoriten Argentinien und Uruguay erreichen nahezu ungehindert das Finale. Am 30. Juli 1930 stehen sich die Kontrahenten in Montevideo im ersten Fußballweltmeisterschafts-Endspiel der Geschichte gegenüber.
Es ist ein Kampf zweier erbitterter Gegner, bis aufs Messer wird er geführt – nicht zuletzt, weil Argentinien in der Vergangenheit immer wieder territoriale Ansprüche gegenüber dem Nachbarland gestellt hat. Vor Beginn der Partie konfiszieren die Sicherheitskräfte rund 1.600 Revolver, der belgische Schiedsrichter erhält eine üppig dotierte Lebensversicherung und zwei persönliche Leibwachen, die sich hinter den Toren postieren. Zusätzlich patroullieren 2.000 Polizisten während des Spiels, das dann ohne nennenswerte Zwischenfälle mit einem 4:2 für Uruguay endet
Stand: 30.07.2015
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