Die Idee zum Imperial War Museum entsteht 1917 in London, als Mahnung an das Grauen, mitten im Ersten Weltkrieg. Damals sind die Aussichten Großbritanniens auf einen Sieg alles andere als aussichtsreich. Kurz zuvor hat Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg begonnen; ob die USA in den Krieg eintreten werden, ist noch ungewiss. Eine französische Offensive wird blutig zurückgeschlagen, die russische Front droht zusammenzubrechen.
Selbst vom Krieg gezeichnet
Da beschließt der deutschstämmige Industrielle Alfred Moritz Mond gemeinsam mit dem Schriftsteller Martin Conway und dem Kurator der Waffensammlung des Tower of London, Charles Ffoulkes, ein Museum zu errichten, das die Opfer der britischen Bevölkerung im Krieg angemessen würdigen soll. Noch in der Planungsphase erweitern die Initiatoren ihr Konzept auf die Folgen des Krieges für Nationen und Gesellschaften generell. Am 9. Juni 1920 wird das Imperial War Museum in Südlondoner Stadtteil Lambeth eröffnet. Dass es in den Räumen eines ehemals berühmten viktorianischen Irrenhauses beheimatet ist, spricht Bände.
Zur Eröffnung ist der britische König George V. gemeinsam mit seiner Frau und dem Kronprinzen erschienen. Mit dem Museum hoffe er, "ein festes und tiefes Fundament gelegt zu haben für eine neue, bessere Welt", sagt Alfred Moritz Mond in seiner Einweihungsrede. Und der König verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Nachwelt nicht zuletzt dank derartiger Mahnungen "auf den Krieg zurückschauen werde als Teil einer toten Vergangenheit."
Dass die Hoffnung trügt, muss auch das Imperial War Museum erfahren, als im Januar 1945 in der Nähe eine deutsche V2-Rakete einschlägt: Auch wenn sie nicht explodiert, tötet sie doch 40 Menschen und beschädigt das Gebäude schwer. Heute ragt sie in unmittelbarer Nachbarschaft von Panzern, Flugzeigen und Haubitzen im großen Atrium des Hauses bis in den vierten Stock hinauf.
Krieg und Architekturdesign
Im Londoner Imperial War Museum ist unter anderem das Motorrad von T. E. Lawrence ("Lawrence von Arabien"), ein Armeemantel von Kaiser Wilhelm II. und der Reichsadler der ehemaligen Reichskanzlei in Berlin zu sehen. Heute hat es fünf Außenstellen, auch außerhalb von London. Die Dependance in Manchester stammt vom Architekten Daniel Libeskind, der unter anderem auch das Jüdische Museum in Berlin entworfen hat.
Jedes Jahr kommen rund drei Millionen Besucher, um sich die Exponate der beiden Weltkriege und der der vielen hässlichen kleineren Kriege der Gegenwart anzusehen. Seit 2014 sind sie in einer multimedial neu gestalteten Inszenierung zu sehen, deren Räume vom renommierten Architekturbüro "Foster + Partners" gestaltet sind.
Stand: 09.06.2015
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