Drei Jahrzehnte lang steht die Verpackungskünstlerin Jeanne-Claude im Schatten ihres Mannes Christo. Dabei hat sie an den spektakulären Aktionen, die in seinem Namen laufen, maßgeblichen Anteil. "Wir machen alles zusammen", wird sie später einmal sagen. "Wir entwickeln die Ideen, die Ästhetik, alles gemeinsam."
Namentlich in Erscheinung tritt Jeanne-Claude aber erst in den frühen 90er Jahren. Fortan gibt es die Marke "Christo und Jeanne-Claude" auch in der Öffentlichkeit als Doppelpack.
Künstlerin aus Liebe
Geboren wird Jeanne-Claude am 13. Juni 1935 als Tochter aus großbürgerlichem Hause in Casablanca. 1945 zieht sie nach Paris; ein Jahr später heiratet sie den einflussreichen General Jacques de Guillebon, mit dem sie zeitweise auch nach Tunesien geht. 1958 lernt sie den mittellosen Künstler Christo kennen, der am selben Tag wie sie Geburtstag hat, aus dem kommunistischen Bulgarien nach Paris geflohen ist und jetzt versucht, sich als Porträtmaler durchzuschlagen. Der 23-Jährige soll die Familie auf deren Landgut malen. Die Begeisterung der Mutter für den charmanten jungen Mann schlägt allerdings in Entsetzen um, als ihre gut verheiratete Tochter mit ihm durchbrennt.
Aus Liebe zu Christo sei sie zur Künstlerin geworden, wird Jeanne-Claude später immer wieder kolportieren. 1961 jedenfalls verwirklicht das Paar mit der Verhüllung von Fässern im Kölner Hafen sein erstes Projekt. Drei Jahre übersiedeln die beiden nach New York und beziehen ein Loft in Manhattan. Von hier aus entwickeln Christo und Jeanne-Claude ihre legendären Projekte, darunter die "Verhüllte Küste" in Australien, die sie 1969 mit Hilfe von 130 Helfern in rund 17.000 Arbeitsstunden realisieren, die Verkleidung der Pariser Brücke Pont Neuf mit sandfarbenem Polyamidgewebe (1984) oder die insgesamt rund 3.000 "Umbrellas", die 1986 zeitgleich in Japan und den USA aufgestellt werden. Während er Entwürfe zu Papier bringt, rechnet sie die millionenschweren Ideen durch.
24 Jahre schwanger
Der größte Coup von Christo und Jeanne-Claude ist aber die Verhüllung des Berliner Reichstags – ein Projekt, auf das das Künstlerpaar fast ein Vierteljahrhundert lang hinarbeitet, bis es vom Bundestag genehmigt und 1995 endlich realisiert wird. "Wir fühlen uns beide wie eine Frau, die 24 Jahre schwanger war, und endlich, in ein paar Tagen, werden wir das Baby sehen", sagt Jeanne-Claude damals. "So fühlen wir uns wirklich."
Nur zwei Dinge machen Christo und Jeanne-Claude nie gemeinsam. Die Zeichnungen zu ihren Projekten fertigt Christo immer alleine an. Und ins Flugzeug steigen beide immer ohne den jeweils anderen: damit im Falle eines Absturzes noch einer da ist, der die Projekte weiterführen kann. Seit 2009 ist Christo alleine. Jeanne-Claude stirbt völlig überraschend im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Hirnblutung in New York.
Stand: 13.06.2015
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