Familie an der Hammond-Orgel

Stichtag

11. Januar 1895 – Laurens Hammond wird geboren

Als Ingenieur und Geschäftsmann ist Laurens Hammond ein Tausendsassa. Er erfindet eine nicht tickende Uhr und einen Höhenmesser, eine 3D-Brille und einen Kameraverschluss ebenso wie einen Musikverstärker, diverse Hall- und Klanginstrumente sowie das "Novachord"": den ersten mehrstimmigen Synthesizer der Welt. Insgesamt bringt er es auf 110 Patente, von denen bei seinem Tod noch 90 gültig sind.  

Hammonds berühmteste Erfindung hat 91 Metallzahnräder, 122 Tasten, 32 Fußpedale und 253 Millionen Klangmöglichkeiten, die mit Hilfe eines Elektromotors erzeugt werden können: die nach ihm benannte Hammond-Orgel. Dabei ist ihr Konstrukteur gänzlich unmusikalisch und trifft nur selten den richtigen Ton. 

Unabhängig durch Patente 

Geboren wird Hammond am 11. Januar 1895 in Evanstone am Michigansee. Er wird in einem luxuriösen Umfeld groß. Sein technisches Talent erbt er von seiner Mutter, einer Künstlerin, den Geschäftssinn von beiden Elternteilen. Nach dem Tod des Vaters, eines Bankers, geht die Familie nach Europa, wo Hammond in London, Genf, Dresden und Paris Eliteschulen besucht. Mit zwölf Jahren entwickelt er eine automatische Antriebswelle für Automobile. Seine Mutter empfiehlt ihm, die Erfindung als Patent anzumelden und Pariser Automobilkonstrukteuren vorzustellen. Diese sollen sehr angetan gewesen sein – auch wenn sie die Erfindung für nicht realisierbar halten. 

1909 kehrt die Familie in die USA zurück. Hammond studiert an der Cornell University Maschinenbau und beendet sein Studium 1916 mit Bestnoten. Im Ersten Weltkrieg dient er als Marineoffizier in Frankreich, danach erfindet er bei der Gray Motor Company in Detroit Marinemotoren, wodurch er schnell zum Chef der Entwicklungsabteilung aufsteigt. 1919 erhält er ein Patent für seine geräuscharme Uhr, dessen Verkauf ihm finanzielle Unabhängigkeit als Forscher ermöglicht. Nach seinem 1921 eingereichten Patent für ein 3D-Kino entsteht sogar ein Film. 

Beliebt von Jazz bis Pop 

Von einem elektrischen Bridgetisch verkauft Hammond in zwei Jahren 14.000 Exemplare. Da verfällt er auf die Idee, ein elektrisches Instrument zu entwickeln, das einfach zu spielen ist und nie gestimmt werden muss. Daraus erwächst die Hammond-Orgel, die er eigens ins Foyer des Patentamts schafft, um die Beamten vom unverwechselbaren, elektromagnetisch erzeugten Klang zu überzeugen. 1934 wird das Patent erteilt. 

Die Hammond-Orgel, die wegen der fehlenden Pfeifen eigentlich gar keine Orgel ist, begeistert die prominente Musikwelt. George Gershwin spielt auf ihr, Albert Schweizer ordert ein Exemplar, Henry Ford gleich sechs. Noch vor dem Start der Serienproduktion gibt es 1.400 Bestellungen. Die Hammond-Orgel erobert Kirchen ebenso wie Theater, Freizeitzentren, Hotellobbys und Fußballstadien, später den Jazz. Ihr Erfinder verbessert sie kontinuierlich. In den 60er Jahren entdeckt die Pop- und Rockwelt um Jimi Hendrix, Janis Joplin, Deep Purple und Pink Floyd die „Hammond B3“ für ihre Kompositionen. 

Da ist Hammond schon in Rente: Mit 65 Jahren zieht er sich aus dem Geschäftsleben zurück. Er stirbt 1973 reich und wohl auch glücklich in Cornwall im US-Bundesstaat Connecticut. Zehn Jahre später ist sein Instrument vom Synthesizer verdrängt, die Firma bankrott. Trotzdem: Die erste, 1934 von ihm entwickelte Hammond-Orgel läuft bis heute.

Stand: 11.01.2015

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