Sich morgens lautstark wecken zu lassen, ohne dass das Ticken des Weckers einem zuvor den Schlaf geraubt hat - das bleibt lange Zeit ein Traum. Der Uhrenunternehmer Helmut Junghans lässt ihn mit dem "Silentic Trivox" um 1930 wahr werden.
Aber das geräuscharme Gerät kann noch mehr: Erst "toktoktok", dann "dingdingding" mache der "Silentic Trivox", lautmalt Gernot Stähle vom Junghans-Museum im schwarzwäldischen Stramberg, wo der innovative Wecker ausgesetllt ist. "Und wenn Sie dann immer noch nicht aufwachet, dann macht er 'drääääääht'".
Nicht die Maschine macht die Uhr
Geboren wird Junghans 1891 in Schramberg. Zunächst absolviert er eine Lehre als Kaufmann. Als er mit 20 Jahren in die väterliche Uhrenfabrik eintritt, ist diese bereits die größte ihrer Art weltweit. Zeitweise arbeiten hier über 3.000 Menschen, die Junghans zumeist aus der Stadt Schramberg oder der näheren Umgebung rekrutiert. Auch die Zulieferer sucht sich der Uhrenbauer vorwiegend in der Region.
"Wer Uhren macht, der muss sich auf Menschen verlassen können wie auf seine Kinder", lautet auch Helmut Junghans' Motto. "Wohl haben wir unseren altbewährten, tüchtigen Schrambergern bewusst den Vorzug gegeben, weil wir genau wissen, dass nicht die Maschine die Uhren macht, sondern ausschließlich der Mensch."
Sozialer Chef und Wehrwirtschaftsführer
1913 wird Junghans Betriebsleiter, 1920 nach dem Tod des Vaters Vorstandsmitglied. Neun Jahre später ist er Generaldirektor. Seinen Grundsätzen gemäß ist er dabei fast immer ein sozial eingestellter Arbeitgeber, dem vor allem das Schicksal der Lehrlinge am Herzen liegt. Zu seinem Betrieb gehört eine Kantine ebenso wie eine Krankenstation mit Werksarzt sowie ein Schwimmbad, in dem auch die halbe Stadt schwimmen lernt. Über die Gestaltung neuer Uhren spricht der Unternehmer am liebsten am Freitagabend in der betriebseigenen Junghans-Sauna.
Während des Zweiten Weltkrieges zeigt Junghans ein anderes Gesicht. Er beschäftigt Fremd- und Zwangsarbeiter und fertigt Zünder für die Rüstungsindustrie. 1938 wird er zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Nach 1945 durchläuft er ein Entnazifizierungsprogramm und entwickelt in den 50er Jahren Fliegeruhren für die neu gegründete Bundeswehr. Besonders fruchtbar ist die Zusammenarbeit mit dem Designer Max Bill, der das Funktionale der Junghans-Uhren für Küche und Handgelenk durch ein sachliches Design unterstützt.
Helmut Junghans stirbt am 18. November 1964 mit 73 Jahren in Meran.
Stand: 18.11.2014
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