Stichtag

6. Oktober 1914 – Thor Heyerdahl wird geboren

Woher stammen die Polynesier? Diese Frage treibt Thor Heyerdahl um. Der norwegische Forscher ist davon überzeugt, dass die Polynesier einst aus Südamerika in den Südpazifik emigrierten. Aber Heyerdahl ist nicht nur Zoologe, Geograf und Ethnologe: Er ist auch Abenteurer. Also baut er nach alten indianischen Zeichnungen aus Balsaholz ein Floß, um seine These zu beweisen. 

1947 segelt Heyerdahl mit seiner Crew auf der "Kon-Tiki" von der peruanischen Küste aus Richtung Südsee. Das Himmelfahrtskommando gelingt, Heyerdahl beweist, dass sich die Strecke mit den primitiven Booten zurücklegen lässt. Wie sich später durch DNA-Analyse herausstellt, ist seine Theorie von den südamerikanischen Polynesiern trotzdem falsch. 

Heidenangst vor Wasser 

Geboren wird Heyerdahl am 6. Oktober 1914 in der Kleinstadt Larvik südlich von Oslo. Als Kind ertrinkt er zweimal fast und entwickelt eine Heidenangst vor Wasser. Seine Mutter weckt sein Interesse für die Schriften Darwins, der religiöse Vater bringt ihm von seinen vielen Reisen ein kleines Museum ausgestopfter Tiere und präparierter Insekten mit. Bei einem Freund der Familie kommt er zudem mit Büchern über Polynesien in Kontakt, die seine Leidenschaft für die pazifische Inselregion wecken.

1933 beginnt Heyerdahl ein Studium der Zoologie und der Geografie an der Universität von Oslo. Hier lernt er die 20-jährige Studentin der Sozialökonomie Liv Torp kennen, die er 1936 heiratet. Einen Tag nach der Hochzeit reisen die beiden Richtung Südpazifik und leben ein Jahr auf der Insel Fatuhiva unter 200 Polynesiern. Von einem Kanibalen hört Heyerdahl die Legende vom polynesischen Urvater Tiki, der einst vom Osten über das Meer gekommen sein soll. Von da an widmet sich Heyerdahl den ozeanischen Völkerwanderungen. 

Bei Ebbe in der Kasse weitersegeln 

Nach seiner Tour in die Südsee von 1974 macht Heyerdahl noch zahlreiche weitere Meeresexpeditionen und wird so zu einem wichtigen Vertreter der experimentellen Archäologie. Mit selbstgezimmerten Booten nach historischen Vorlagen fährt er zu den Galápagos-Inseln, zu den Osterinseln und nach Peru. Nach jeder seiner Fahrten schreibt er ein Buch und geht auf Lesereise. Wenn das Geld knapp wird, stürzt er sich in das nächste Abenteuer.  

1977 verkauft Heyerdahl die Filmrechte für eine Reise mit einem primitiven Schilfboot im Stil der Sumerer an die BBC. Die Reise dient dem Beweis, dass die Menschen schon vor 5.000 Jahren in der Lage waren, die Weltmeere zu bezwingen. Um Afrika will er herumsegeln, aber das Schiff erweist sich als nicht seetüchtig genug. Auch verhindert der Ogadenkrieg am Horn von Afrika die Einfahrt ins Rote Meer. Um "gegen die Unmenschlichkeit in der Welt" zu protestieren, verbrennt Heyerdahl sein Schiff – und begibt sich fortan auf dem Landweg auf archäologische Expedition. Er stirbt 2002 im italienischen Colla Micheri.

Stand: 06.10.2014

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