Im Jahr 1945 sitzt Baron Marcel Bich in Clichy im Nordwesten von Paris. Soeben hat er mit einem Freund eine kleine Firma gegründet, die Teile für Füllfederhalter herstellt, aber die Geschäfte laufen schlecht. Da wird Bich klar, dass die Zukunft des Schreibens dem Kugelschreiber gehört, den der Ungar Laszlo Biro entwickelt hat.
Statt auf edle Schreibutensilien setzt Bich fortan auf Massenware – und wird so mit seinem Unternehmen Bic zum Urvater der Wegwerfgesellschaft.
Zähflüssig und transparent
Geboren wird Bich am 29. Juli 1914 in Turin. Zu seinen Vorfahren gehören italienische Könige, er selbst ist ein Abkömmling des Hauses Savoyen. In Paris studiert er Jura und Philosophie und nimmt schon bald die französische Staatsbürgerschaft an. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründet er in Paris seine Firma für Füllfederhalterteile.
Fünf Jahre lang tüftelt Bich an einer verbesserten Form für Biros Kugelschreiber, die zwar beliebt, aber noch teuer sind und klecksen. Mit Hilfe schweizerischer Uhrmacherkunst entwickelt er eine auslaufsichere Verbindung zwischen der Schreibkugel und dem Tintenröhrchen, die er zudem mit einer neuartigen, zähflüssigen Tinte füllt. Fast das gesamte Firmenkapital steckt Bich in sein Projekt. Im Dezember 1950 ist der Wegwerfkugelschreiber "Bic Crystal" reif für den weltweiten Markt. Bis heute wird er wie damals mit einem transparenten Gehäuse und einer farbigen Schutzkappe ausgeliefert.
Praktizierter Sozialismus
Bald schon wird der "Bic Cristal" für Jedermann zum Renner. Rund 100 Milliarden Exemplare wandern bis heute über die Ladentische. Das Produkt sei "praktisch das einzige konkrete Beispiel von Sozialismus", wird Umberto Eco später schreiben. "Er hat alle Regeln des Eigentums und der sozialen Differenzierung aufgehoben." Dasselbe tut Bich ab 1973 mit Einwegfeuerzeugen und ab 1976 mit Einwegrasierern. Sein Geld steckt er unter anderem in seine große Leidenschaft: das Segeln. Ab 1970 stellt er die erste Regattayacht im "America’s Cup" aus einem nicht englischsprachigen Land.
2008 kommen auch Wegwerf-Mobiltelefone zum Produktangebot von Bic. Das allerdings erlebt sein Gründer nicht mehr mit. Marcel Bich stirbt 1994 in Paris.
Stand: 29.07.2014
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