Genbank, aussterbende Tierarten

Stichtag

27. Juli 2004 - Gendatenbank für aussterbende Tierarten gegründet

Bis zu 130 Arten sterben derzeit nach Angaben der Vereinten Nationen täglich aus, vor allem weil der Mensch ihren Lebensraum vernichtet. "Wir konsumieren auf eine Weise Ressourcen, die das Zwei- bis Dreifache dessen ausmachen, was der Planet langfristig liefern kann", erklärt Professor Heribert Hofer vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Auf seinen Reisen beobachtet er überall das Gleiche: Wo sich der Mensch ausbreitet, geht die Artenvielfalt zurück. Wissenschaftler von heute müssen also Ähnliches tun wie Noah in der biblischen Legende: Tierarten vor dem Aussterben bewahren. Sie führen die Tiere nicht in eine Arche, sondern sammeln ihre DNA-Proben in einer Zell- und Gendatenbank. Die Arche aus Zypressenholz – das sind heute Edelstahltanks so groß wie Thermoskannen. Gefüllt sind sie mit flüssigem Stickstoff, minus 130 Grad Celsius kalt. Zehntausend Arten finden darin Platz bzw. ihre Stammzellproben. Am 27. Juli 2004 hat der britische Molekularbiologe Brian Clark den Frozen Ark-Forschungsverbund gegründet.

Proben lagern an verschiedenen Standorten auf der ganzen Welt

Proben von Säbelantilope, Ästuar-Seepferdchen, Braunborstengürteltier, Texas-Klapperschlange, Feldgrille und 48.000 weiteren vom Aussterben bedrohten Tierarten lagern bereits in der Eis-Arche – an verschiedenen Standorten auf der ganzen Welt, im Londoner Natural History Museum, in San Diego, Melbourne und beim Cryo-Brehm-Projekt an der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie in Lübeck. "Wir sehen uns in der Tradition aller naturkundlichen Sammlungen und Museen", sagt Philipp Ciba vom Cryo-Brehm-Projekt.

Forscher können Artensterben nicht verhindern

Das Projekt bezieht Gewebeproben über verschiedene Kooperationspartner, zum Beispiel Hagenbecks Tierpark in Hamburg oder den Zoo Rostock. "Wann immer dort eine Gewebeprobe verfügbar ist - beispielsweise im Fall einer Geburt – wenn also Plazenta-Gewebe anfällt – oder beim Tod eines seltenen Tieres, holen wir sie ab. Wir transportieren sie gut gekühlt und in einer Nährlösung, wie bei einer Organtransplantation", erklärt Philipp Ciba. In Lübeck werden die Zellen dann isoliert und in Thermoskannen gesteckt.

Eine Art Enzyklopädie soll die Gendatenbank einmal werden – von hoffentlich vielen lebenden Tieren. Weiteres Artensterben können die Forscher der Eis-Arche nicht verhindern, nur Menschen und Regierungen warnen. "Einfach so weitermachen, hieße unweigerlich, dass am Ende eine Menge Käfer und Termiten übrig bleiben werden, sonst nichts. Menschen auf keinen Fall", sagt Heribert Hofer vom Leibniz-Institut.

Stand: 27.07.2014

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